Volltext: Abhandlungen und Forschungen zur niederländischen Kunstgeschichte (Bd.1)

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Der geschichtliche Gang der niederländischen Malerei im sechszehnten Jahrh. 
Venezianer, wie des Correggio, zur Vollendung gebracht, so 
dass die niederländischen Maler eben so gewandt, leicht und 
sicher den Pinsel führten, ebenso die Schattengebung und die 
Palette beherrschten wie die Italiener. In den Hülfswissen- 
schaften und in allen technischen Stücken hatte also die nieder- 
ländische Malerei um das Jahr 1600 die Italiener vollkommen 
eingeholt; die Bahn war frei und geebnet, auf welcher der 
Genius eines Rubens schaffen und wirken konnte. 
Und ganz ähnlich verhielt es sich auch in Holland. 
Auch Rembrandt mit seinen unmittelbaren Vorläufern wäre 
nicht denkbar, wenn er nur Cornelius Engelbrechtsen und 
Lukas von Leyden geschichtlich vor sich gehabt hätte. Auch 
für die holländische Schule bilden die Akademiker das unent- 
behrliche geschichtliche Verbindungsglied, so dass in beiden 
Zweigen der niederländischen Malerei, gleichzeitig und gleich- 
laufend, dieselben Kräfte sich wirksam zeigen, wenn auch die 
Wirkungen durch Besonderheiten bedingt waren. 
Indem man nun zunächst Rubens und dessen Schule 
betrachtet und namentlich die Ausgänge der letzteren im 
Zusammenhange der vlämischen Malerei seit den Eyläs berück- 
sichtigt, kommt man zu einem merkwürdigen Ergebniss, das 
wir hier mit einigen Worten andeuten. 
Diejenigen Maler, deren Jugend bereits in die Blüthezeit 
von Rubens fällt, gingen im Allgemeinen ganz dem Vorbilde 
desselben nach. Die älteren setzten die Ueberlieferung fort, 
wenn auch mit Wechselungen, Wandlungen und unter gewis- 
sen Einflüssen von Rubens. Zu ihnen gehören Hendrik van 
Balen, Jakob Jordaens, Abraham Janssens, Cornelis 
de Vos, Geraard Zegers, Theodor Rombouts, Caspar 
.de Craeyer und verschiedene Andere. Sie stellen im mittel- 
baren Sinne und in ihrer Gesammtheit betrachtet einen Theil 
der Schule von Rubens dar. Die unmittelbaren, eigentlichen 
Schüler aber fielen, später oder früher, mehr oder weniger, 
einer Abirrung von den sichern und gesunden Wegen des 
grossen Künstlers anheim, wie das natürlich in den mensch- 
lichen Dingen und den Gesetzen der Geschichte liegt. Schon 
van Dyk zeigt in manchen Stücken eine Neigung für den 
Weg, welchen die nachrubenssche Malerei einschlug, indem er
	        
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