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Der geschicl
xe Gang der nieder
{indischen Malerei
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nten Jahx
Modellirung ist daselbst gewissenhaft und bestimmt, der Vor-
trag klar und kräftig, das WVesen des Ganzen eine gewisse
Frische und Gesundheit, die Wohlthut; daneben freilich erscheint
die Schattengebung im Nackten etwas derb, und einzelne
Figuren sehen recht gewöhnlich, ja roh aus. Man darf hierin
einen übertrieben starken Rückgang auf die Natur erkennen,
der sich aus der Hohlheit des ausgehenden Akademienthums
erklärt. Berücksichtigt man gehörig dieses geschichtliche Ver-
hältniss, so wird man in Adam van Noort doch ein merk-
würdig bedeutendes und unbetangenes Talent achten müssen,
dessen Schätzung sich besonders noch dadurch steigert, dass
Hendrik van Balen, Sebastian Vrancx, Jordaens,
Rubens und Andere Schüler dieses Meisters waren. Die
gewaltigen Leistungen von Rubens zogen dann allerdings zum
Theil diese Männer, einen Hendrik van Balen und einen
Jordaens, in ihren Bann, so dass in diesem Betrachte die Be-
deutung Adam van Noort's als eine folgenreiche auch wieder
verliert. Ja, es ist auch ersichtlich, z. B. an dem Bilde des
„heiligen Hieronymus" im bürgerlichen PHegehause zu Ant-
werpen, dass er selbst ebenfalls dem überwältigendem Einflüsse
von Rubens sich fügen musste, dass er später zum Nachahmer
seines ehemaligen Schülers wurde.
Der Bruch mit der akademischen Schule, den er vollzog,
hat seine vornehmliche Bedeutung darin, dass die Schüler von
Noort und insbesondere Rubens bei ihm mit völlig unbefan-
genem Auge die Natur, das Leben, die Wirklichkeit künstlerisch
sehen und verstehen lernten. Das hätten sie in der akademischen
Schule nicht gekonnt; aber die naturalistische Richtung Adam
van Noorts bereitete sie auch wieder nur in einem Theil ihrer
künstlerischen Ausbildung wirksam vor. Für gewisse stylistische
Grundsätze hatte der vlärnische Kunstgeist immer Neigung und
Verständniss gezeigt, und er drängte auch den grössten Genius,
den er hervorgebracht, zur Aneignung derselben hin. Rubens
that dieslallerdings völlig erst in Italien, aber vorbereitet ward
er hierzu in folgereicher Weise bereits durch Otto Venius.
So fasste er die Richtungen, die in seinen beiden Lehrern
einzeln und fremd einander gegenüber standen, in höchster
Freiheit versöhnend zusammen, und erhob sich von diesem