Volltext: Abhandlungen und Forschungen zur niederländischen Kunstgeschichte (Bd.1)

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Der geschichtliche Gang der niedlerläudischen Malerei im sechszehnten Jahrh. 
1'635), von dem das Museum zu Brüssel eine „Grablegung" 
aus dem Jahre 1605 besitzt (N0. 223). Dieses Werk zeigt eine 
Ausartung zum Manierismus, der sich besonders in gekünstelten 
Gewandmotiven, hohlen Gesichtern und einer unwahren, 
grünlich getönten Färbung ausspricht. Ein einigermassen 
besseres Gemälde seiner Hand, ein „grosses Ecce-homo" 
besass die Gallerie zu Salzdahlum; es wurde 1806 von den 
Franzosen geraubt und befindet sich noch heute in Toulouse 
(N0. 101). Dahin gehört auch Frans Pourbus der jüngere 
(1570-1622), dessen "Abendmahl" von 1618 in Paris (N0. 392) 
noch als ein ganz tüchtiges Werk der akademischen Schule 
erscheint. Auch befleissigte er sich in seinen kleineren Ge- 
mälden oft einer sauberen Ausführung und er verlieh hierdurch 
verschiedenen seiner Arbeiten einen besonderen Reiz, wie 
man dies auf den von ihm gemalten Theilen des „Hotballes beim 
Erzherzog Albrecht und der Infantin Isabella" im Museum 
des Haag (N0. 207) wahrnehmen kann. Es gehört dahin ferner 
Hendrik de Clerk (1570- um 1629), der sich eng an das Vor- 
bild seines Lehrers Martin de Vos hält, der aber bunter und 
also in der Gesammthaltung unruhiger ist, sich dabei auch mit 
bemerkbarer Aengstlichkeit an die klassischen Vorbilder lehnt. 
Auch Gillis Backereel (geb. um 1572) ist zu nennen, der in 
Hinsicht der Formengebting das unmittelbare Studium der 
Carracci, in Hinsicht der Färbung das der Venezianer, 
namentlich des Tintoretto, verräth; zwei grössere derartige 
Werke besitzt die Brüsseler Sammlung (N0. 106 u. 107). End- 
lich muss Deodat van der Mont oder del Monte (1581- 
1644) angeführt werden, der mit Rubens, schon in Italien, eng 
befreundet war, dessen "Verklärung Christi" im Museum zu 
Antwerpen (N0. 56)  entstanden im Jahre 1614 oder etwas 
später  aber eine akademische Nachahmung RafaePs, besonders 
eine enge Anlehnung an die "Transfiguration" des grossen 
Meisters, zeigt; seine Farben sind etwa die des Otto Venius. 
So schien es, dass der akademischen Richtung die Lebenskraft 
versiegt war, und dass keine noch so ernste, von reifer Ein- 
sicht geleitete Bemühung ihr, neue Frische und Wärme 
einhauchen konnte. In dieser Lage bewährten sich die natür- 
lichen Kräfte des niederländischen Kunstgeistes auf eine sehr
	        
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