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Der geschichtliche Gang der niederländischen Malerei
im sechszehnten Jahr]
KVasserstürze, Burgen und ähnliche Dinge trifft man fast über-
all an. Diejenigen Meister, welche in dieser Richtung eine
entscheidende Stellung einnahmen, waren Joachim Patenier
f? 1524) und Hendrik met de Blesse Unter
den verschiedenen fördernden Einflüssen, die auf Beide ein-
gewirkt haben, dürfte derjenige Dürer's, der sogar persönlich
mit Patenier befreundet war und dessen Hochzeit mit Johanna
Noyts im Jahre 1521 beiwohnte, obenan stehen. l) Nächstdem
aber müssen die Einwirkungen Italiens, seiner Natur und
Kunst, hervorgehoben werden. Einen ganz verwandten Stand-
punkt, als Lanclschafter, nimmt Jan van Schoreel (1495-
1562) ein, in dessen ungemein bedeutendem Bilde, der „Taufe
Christi im Jordan," zu Haarlem (N0. 106) bei vielen phantasti-
schen Eigenschaften die Landschaft auch klassische Bestand-
theile zeigt. Mander rühmt auch den Figuren dieses Bildes,
theilweise, geradezu die Anlehnung an Rafael nach?)
Ein grossartiges Streben und Vorwärtsdringen ist in den
WVerken dieser Meister nicht zu verkennen, aber so erheblich
auch die Ansätze zu fruchtbaren Weiterbildungen waren,
welche man wahrnimmt, so war die Erfindung eben doch
durch jene Phantastik geleitet, welche beengte und namentlich
eine Beschränkung in der Auffassung der Natur bedingteß)
Die Befreiung von dieser Phantastik und die Erreichung einer
möglichst unbefangenen Auffassung der Natur war daher das
nächste Ziel, welches die Landschaftsmalerei in ihrer weiteren
Entwickelung anstrebte. Im Laufe der zweiten Hälfte des
sechszehnten Jahrhunderts gelangte sie auch in der That zu
ganz bedeutenden Erfolgen, durch die Wirksamkeit einer Reihe
ausgezeichneter Meister, als deren reifster Lukas van Valken
borgh gegen den Schluss des Jahrhunderts erscheint.
Unter denjenigen, die ihm voranschritten, zeichnet sich in
1) Vergl. die Anmerkungen Pincharüs zu Crowe et Cavalca-
selle, Les anc. peintres flam. etc. II. S. CCLXXX ff.
2) Het Schilderboeck etc. Blatt 155b.
3)1Verg1. weiter unten im II. Bande giie Ausführungen zu dem
Gemälde nach Jan Breughel, N0. 629, der Braunschweiger, Samm-
lung.