Bart]
S Pranger
is van Valckenborclu.
Finsoni
feinerung und Lüsternheit der Form in Gesuchtheit, Verzerrung
und Entartung überging. Er bewegt sich mit Behagen und
Sicherheit auf diesem unwahren Boden, zu dem er jedoch sich
mit Offenheit und Wahrheit bekennt. Leichtfertigkeit ist das
Zeichen dieser Art von Kunst, Aeusserlichkeit und Absichtlich-
keit sind die bewegenden Kräfte. Zwar hat seine „Susanna
vor Daniel" in Brüssel (No. 4.46) noch nichts von diesen
späteren Ausschreitungen, die man am besten an seinen zahle
reichen Werken in Wien Wahrnehmen kann; sie zeigt ihn
vielmehr noch auf demselben Boden wie Martin de Vos, aber
sie lehrt hierdurch eben, von wo Spranger ausgegangen und
wohin er, angesichts seiner übrigen Werke, gelangt ist.
Andere Maler, neben und mit ihm, verfolgten dieselben
Wege, und gelangten zum Theil zu einer noch grösseren
Entartung, zu einer noch weiteren Abirrung von Natur und
Wahrheit. Als ein bezeichnendes Beispiel dieser Art kann
„die Niederlage Sanherilis" von Gilis van Valckenborch
in Braunschweig (No. 421) dienen. In diesem, Künstler war
die akademische Schule in den südlichen Niederlanden bis an
ihre äusserste Grenze gelangt, und wenn die Malerei nicht
gänzlich untergehen sollte, so musste etwas Entscheidendes
geschehen.
Einzelne Meister suchten sich dadurch zu retten, dass sie
sich den Naturalisten Italien's, die sich lebenskräftiger erhalten
hatten als die dortigen Akademiker, ohne Weiteres anschlossen,
wie dies mit hervorragendem Erfolge Lodewijk Finson
(1580-1632), der meist Ludovicus Finsonius genannt wird,
aus Brügge that. Aber gerade er hatte sich auch seiner Hei-
math gänzlich entzogen und sich kunstgeschichtlich ganz und
gar zu jener Schule Italien's selbst gestellt. Er starb zu Arles,
in dessen Dome sich auch sein Hauptwerk, die „Steinigung des
Stephanus" befindet. 1) Ein ähnliches Schicksal würden wohl
auch andere Künstler gehabt haben, die da glaubten durch
unmittelbaren Anschluss an die naturalistische Schule Italien's
m
1) Chenneviäre-Pointel, Rech. s. 1. vie de quelques peintres pro-
vinciaux. Paris 1847. I. S. 1-40. A. Michiels, L'art Hamand dans
Pest et le midi d. l. France. Paris 1877. S. 453-474.