Tod von R1
lbcns.
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stürmt, wahrend die Welt darüber zu Grunde geht. „Jene
schmerzerfüllte Frau aber sagt Rubens im schwarzen
Gewande, mit zerrissenem Schleier, aller Freude und alles
Schmuckes beraubt, ist das tmglticlaliche Europa, welches schon
so viele Jahre lang Raub, Schmach und Elend erleidet." 1)
Dieses grossartig gemalte, den Beschauer gewaltig ergreifende
und packende Bild befindet sich im Palazzo Pitti zu Florenz
(N0. 86). So beurtheilte Rubens die Ereignisse seiner Zeit,
immer menschlich, würdig und edel.
Am 30 Mai 1640 hauchte Rubens seine grosse Seele aus.
Lange schon hatte ihn die Gicht heimgesucht und hatte ihn
mehr als seine Jahre es sonst gethan hätten, gealtert. Fünf
Wochen vor seinem Tode klagte er über diese Feinde, über
„Alter und Gicht"; aber trotzdem erhielt er sich eine heitere
Stimmung bis an sein Ende. In der Jakobskirche zu Antwerpen
ist er bestattet und über seiner Gruft hängt eines seiner schön-
sten Werke, ein christlich-allegorisches Familienbild. Er zog
wie Achilles ein kurzes Leben in Ehren jedem andern vor
und sagte in diesem Sinne mit Bezug auf seinen eigenen Sohn,
in dem schon erwähnten Briefe an Gevaerts: „Gott gebe ihm
Leben um wohl zu leben, denn nicht wie lange, sondern wie
gut gespielt trird, berichtet die Nachredef") Nun er hat
wahrlich gut gespielt! Alles, was wir von Rubens sehen und
lesen, bestätigt uns das glänzende Urtheil, welches der
ausgezeichnete und geistreiche Franzose Fabri de Peiresc in
einem Briefe an Gevaerts über ihn niedergelegt hat: „lch kann
weder seine Ehrenhaftigkeit genug rühmen, noch würdig ge-
nug die Vorzüglichkeit seiner Tugend und seiner grossen
Eigenschaften feiern, sowohl was die tiefe Gelehrsamkeit und
wunderbare Kenntniss des klassischen Altherthums, als auch
was die Geschicklichkeit und das seltene Benehmen betrifft,
welche er in den Angelegenheiten der Welt bekundet; endlich
auch die Unübertrefflichkeit seiner Hand und die grosse An-
muth seines Umgangesf") ln dieser rühmlichen und schönen
An Sustermanns.
Gachet. S. 239.
Ebenda S. 5.
-Tic0zzi,
Bottari-
Racc.
III.
527,