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nur dieses eine klägliche Trostmittel hinzu, dass wir in Zeiten
leben, wo das Leben, gleich wie dem Schwimmer das Schwim-
men, um so leichter ist, je weniger Gepäck man mit sich
führtf") Das heisst wahrlich nicht jesuitisch, nicht kirchlich,
ia kaum religiös gesprochen?) Ich ziehe hier keine weiteren
Schlussfolgerungen, als die, dass ein Künstler von dieser
Denkungsart iene Gegenstände nur als poetischen und künst-
lerischen Stoff ansehen und behandeln konnte, und dass er sie,
wie er es that, auffasste, um denselben und der Bestimmung
der Gemälde als Altarbildern gleichermassen gerecht zu werden.
Aehnlich verhält es sich mit den Grässlichkeiteti, die
man in Rubensschen Bildern nicht selten sieht. Auf einer
Darstellung des „Martyriums vom heiligen Livinus" z. B., die
sich im Museum zu Brüssel (No. 29x) befindet, hält einer der
Henker die blutige Zunge des Heiligen, die er eben heraus-
gerissen hat, sogleich einem Hunde vor. Oder auf dem
"Martyrium des Heiligen Justus", Welches man im Museum zu
Bordeaux (No. 385) sieht, ist der Kopf abgeschlagen, und der
geköpfte Heilige hält ihn selbst mit seinen beiden Händen, wie
ein Zeichen seines Martyriums; die Ansicht des durchschnittenen
Halses ist aber überaus widrig. Das sind ein Paar Beispiele
für derartige Züge. Man fragt sich, wie kann ein Künstler
einen so scheusslich barbarischen Vorgang in dieser, bis zum
Grauen wahren Weise malen? Muss er selbst nicht ein gutes
Stück Härte besitzen? Man wird solche Darstellungen an sich
ästhetisch nicht billigen wollen, doch muss man suchen, sie
aus der Natur des Künstlers zu erklären, ohne dessen Cha-
rakter, der so unzweideutig als ein edler und bedeutender sich
zu erkennen giebt, anzutasten. Und da möchte ich auf Shake-
speare hinweisen. Wer wagt es, daraus, dass Glocestefn auf
offener Bühne die Augen ausgerissen werden, einen Schluss
auf den Charakter des Dichters zu ziehen? Gerade ebenso ist
das Verhältniss bei Rubens, der im Geiste, in der Kunstrich-
K. L. Klose's
hist. Taschen-
1) Gachet. S. 239.
z) Ueber Rubens religiösen Standpunkt vergl.
Aufsatz über Rubens als Staatsmann in Raumel-"s
buch v. 1856. S. 203 ff.