Inhalt der Werke.
Künstler und der Gegenstand.
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„Kreuzigung Petri" in der Peterskirche zu Köln darthun. In
Bezug auf das letztere Bild sagte Rubens mit Recht, es sei
„eines der besten Stücke, die bisher aus seiner Hand hervor-
gegangen". 1)
Der Inhalt dieser grossen Menge von Gemälden erstreckt
sich auf alle Gebiete des Darstellbaren: Gegenstände aus
der Bibel und der Heiligenlegende, aus der Mythologie und
Geschichte, aus dem Leben, thatsächlich oder allegorisch, im
historischen Sinne oder gattungshaft behandelt, Bildnisse be-
stimmter Personen, einzeln oder in Gruppen, Jagden und
Thiere, Landschaften und Stilleben. Alles Darstellbare ergriff
er und stellte es dar. Und dabei konnte er sich immer, so zu
sagen, in den jedesmaligexl Gegenstand verwandeln und ihn,
dem Wesen desselben gemäss, zur Anschauung bringen. S0
könnte man ihn z. B. seinen mythologisch-allegorischen Bil-
dern gegenüber für einen ausschliesslichen Freund des Alter-
thums, seinen Kirchenbildern aus der neumodischen Legende
gegenüber für einen Afnliirten der Jesuiten halten.
Eine solche Hingabe oder Anbequemung an die Natur
und den Charakter des Gegenstandes lässt sich auch in
seinen Briefen erkennen, und es macht einen sehr anziehenden
Eindruck, wenn er in Briefen an seinen Freund Kaspar Gevaerts,
den klassischen Gelehrten, so oft von den „Göttern" ja auch
von der „Göttin der glücklichen Heimkehr" spricht. Man darf
das Verhältniss von Rubens zu den von ihm dargestellten
Gegenständen nur wie das des Dichters zu seinem Stoffe zu
begreifen suchen, und man darf überzeugt sein, dass jede
andere Art, welche den Künstler als innerlich dem Gegenstande
nahe stehend voraussetzt, zu Irrungen verleitet. Ich halte dies
für einen besonders wichtigen Punkt, weil man bei Betrach-
tung der bezüglichen Bilder allzu leicht verführt wird, ihn
nicht zu beachten, und weil seine Nichtbeachtung zu einer
falschen Beurtheilung von Rubens als Menschen veranlassen
muss. Zweierlei Beziehungen machen sich in dieser Hinsicht
besonders geltend.
Zunächst fällt eine Reihe von Kirchenbildern wegen
Geldorp.
1) An
Riegel I.
Gachet.
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