Der geschichtliche Gang der niederländischen Malerei
m sechszehnten Jahrh.
findet, doch ist die Gesammthaltung vergleichsweise ruhig.
Auch in der Kenntniss und Darstellung der Architektur ist
dieser Künstler besonders stark. Die meisten der in Brüssel
und Antwerpen befindlichen Werke des Meisters lassen ihn
in diefer seiner Bedeutung erkennen, namentlich dürften die
beiden Flügelaltäre mit dem "Abendmahl" und dem „Tode der
Maria" in Brüssel, (N0. 163 u. 164), wie das „Martyrium des
heiligen Sebastian" in Antwerpen (N0. 371) hervorzuheben
sein. Das letztere Gemälde zeigt die akademische Richtung
auf ihrer Höhe, indem es mit einer tüchtig durchgeführten
Zeichnung, einer fertigen Malerei, einer tiefen und auch im
F leische warmen Färbung und einem glücklichen Streben nach
stylvollen Formen eine gute Beseelung, eine wirkliche Em-
plindung verbindet. Es ist mit der Jahreszahl 1575 bezeichnet.
Am meisten italienisch, im Sinne der römischen Schule, er-
scheint Coxcie auf der zu Brüssel befindlichen "Dornenkrö-
nung" (N0. 165), die beweist, dass Vasari vollkommen Recht
hat, wenn er von diesem Meister, den er im Jahre 1532 zu
Rom persönlich kennen gelernt hatte, sagt: „er habe sich mit
Erfolg der italienischen Kunstweise befleissigtf") Aber freilich
in diesem Bilde ist der Kopf des leidenden Heilandes selbst mehr
eine Maske als ein lebendig beseeltes Antlitz, was vielleicht die
besonders grosse Schwierigkeit des Gegenstandes erklärt.
Die schönsten Werke des Michiel Coxcie aber sind ohne
Zweifel jene Glasmalereien im nördlichen Kreuzarm und in
der Kapelle des heiligen Sakraments der St. Gudula-Kirche
zu Brüssel, die im Auftrage Kaiser Karl"s V. und anderer fürst-
licher Personen etwa während der Jahre 1540 bis 1550 aus-
geführt Wurden. Coxcie soll die Zeichnungen in Gemeinschaft
mit seinem alten Lehrmeister Barend van Orley, der jedoch
schon 1541 gestorben war, entworfen h_aben. Die Darstellun-
gen sind in das Maasswerk der Fenster mit I-Iülfe prächtiger
Architekturen hinein komponirt, und sie gliedern sich, bewähr-
tem Herkornmen gemäss, in eine untere Gruppe, die aus dem
fürstlichen Stifter der Malerei mit seinem Gefolge und seinem
Schutzheiligen besteht, und eine obere, welche der biblischen
Monnier.
Ediz. Le
XIII,
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