Der
Meister
und
seine
Kunst.
Das Leben von Rubens ist in eine Zeit gefallen, die fast
ununterbrochen von den furchtbarsten Kriegen und den tief-
gehendsten Bewegungen erfüllt war. Alba's Auftreten in den
Niederlanden vertrieb seine Eltern aus Antwerpen, wo sie
wohnten, und als ihnen am 28 Juni 1577 zu Siegen ein Sohn
geboren wurde, den sie nach den Namen der Heiligen des
folgenden Tages Peter Paul nannten, tobte in ihrer Heimath
noch der Krieg. Noch vor dem Ende des dreissigjährigen
Krieges am 30 Mai 1640 starb der Meister, und nur vorüber-
gehend kam während seines Lebens Europa zur Ruhe. Und
dennoch, sein Leben selbst bietet das Bild einer ruhigen glän-
zenden Erscheinung: ein Gegensatz, der deutlich zeigt, wie
mitten durch schwere Wolken hindurch die Sonne des Glückes
seine Pfade beschienen hat. Doch dies Glück traf ihn nicht
zufällig und nicht unwürdig. Die Kunst des Rubens ist glän-
zend und prächtig, und man kann sich nicht vorstellen, wie
der Träger derselben in Dürftigkeit und unter dem Drucke
eines feindlichen Geschickes hätte leben können. Unter
Fürsten lebte er wie ein Fürst, wie ein König darf man sagen;
sein Reich war die Kunst, und wie ein König von Gottes
Gnaden herrschte er frei und von Jedermann anerkannt in
diesem weiten Reiche. Das sahen und wussten die Fürsten
und Könige dieser Erde, und darum erblickten sie eine Ehre
darin, wenn sie den Maler als einen der Ihrigen achteten.
Und der Streit der Könige, der damals die Welt erschütterte,
berührte ihn nur, um ihn mit neuem Glanze zu umgeben.
Gesandtschaftliche Geschäfte an den Höfen in Madrid und
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