Die akademische Schule. Älichie] (joxcie. I9
akademische Schule nennen dürfen. In der Bezeichnung
dieser Meister als Akademiker liegt es aber schon, dass den
Werken derselben im grossen und ganzen nicht die zündende
Macht, die nur der Genius" verleihen kann, inne wohnt, sondern
dass ihnen, Wie allen akademischen Leistungen, eine gewisse
Kälte eigen ist.
Indern man die Werke dieser Schule überblickt, macht
man sogleich die Bemerkung, dass dieselben sich in zwei
Gruppen theilen, welche mancherlei Verschiedenheiten zeigen;
sie entsprechen den Landestheilen, Welche in Folge der poli-
tischen Ereignisse sich trennten, und sie bezeugen deutlich die
verschiedene Sinnesweise und Begabung, welche den Nord-
und Süd-Niederländern, den Holländern und Vlamingen, eigen
waren. Während in Flandern und Brabant schon seit langer
Zeit ein reger und offener Sinn für Styl und namentlich für
Architektur geherrscht hatte, der einen guten Boden für die
neue akademische Schule bildete, fehlten in Holland diese Vor-
bedingungen, und die neue Richtung nahm desshalb einen bei
weitem weniger glücklichen Verlauf. Wenn man daher auch
die Schule als Ganzes ansehen und behandeln muss, so darf
man doch gleichzeitig nicht übersehen, dass innerhalb derselben
sich die Holländer und Vlamingen auf eine sehr bestimmte
Weise trennen eine Weise, welche die selbständigen Wege
der holländischen und der vlämischen Schule im siebzehnten
Jahrhundert bereits klar andeutet.
Werfen wir nun einen Blick auf die hauptsächlichsten
Künstler unter diesen Akademikern!
Wohl der vorzüglichste von allen, der bei sehr erfolg-
reichem Eindringen in den italienischen Styl doch das heimische
Kunstnaturell nicht aufgiebt und so eine eigenthümliche Ver-
mittelung beider Elemente sehr glücklich darstellt, ist Michiel
Coxcie (1499-1592) aus Mecheln: ein Künstler von grossen
Kenntnissen und vieler Sicherheit der Arbeit. Seine Figuren,
Köpfe und Gewänder haben immer viel Selbständiges, wenn
man auch hie und da unmittelbar an die italienischen Vor-
bilder erinnert wird. Auch die Farben haben den vlämischen
Charakter bewahrt. Es sind dieselben Lokaltöne, besonders
der Gewänder, die man fast bei allen Meistern dieser Gruppe
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