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Der gescl
iche Gang der niederländischen Malerei
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nten Ja!
sich auch zu Brüssel die Kartons von Rafael zu den Tapeten,
und Barend van Orley, der den grossen Meister in Rom
persönlich kennen gelernt hatte, war beauftragt die Weberei-
Arbeiten künstlerisch zu überwachen. Sollten diese bewunde-
rungswürdigen Werke in Flandern und Brabant keinen Ein-
druck gemacht haben? In Italien studierten die Niederländer
mit allem Fleisse, sie kopirten auch eine grosse Zahl klassischer
Gemälde, und noch manche dieser Kopien ist uns erhalten.
Beispielsweise darf als eine ausgezeichnete Arbeit dieser Art
die Kopie der „Maria mit dem Kinde" nach Rafael im Museum
zu Brügge (N0. 73) angeführt werden; sie ist mit grossem
Verständniss gemacht, aber ganz unverkennbar eben von einer
niederländischen Hand, auch zeigt sie in der Behandlung der
Landschaft die Art der Antwerpener Schule des sechszehnten
Jahrhunderts. Diese Künstler gaben sich sogar in die Lehre
bei Meistern von Ruf und trieben auch mit einander eigene
und selbständige Studien. Wie bewusst und sicher sie hierbei
verführen, geht unter anderm daraus hervor, dass sie bei den
nachklassischen Italienern den Mangel an tüchtiger zeichnerischer
Durchführung tadelten oder, wie Mander sagt, den Mangel an
aßinnenwerlt" im Nackten, also an Zeichnung und Modellirung
innerhalb der Umrisse. I) Sie hielten sich desshalb immer mit
voller Absicht an die höchsten Vorbilder, an Rafael und
Michelangelo. Es liegt nahe, dass alle diese Studien eine Art
von wissenschaftlichem Anstrich von selbst gewinnen mussten;
sie wurden durch abgeleitete Regeln, durch gleichmässige
Unterweisung und methodische Lehre bestimmt und bewegten
sich sonach auf denselben Wegen wie die Bestrebungen der
Akademiker Italiens Und wie diesen gegenüber die natura-
listische Schule hervortrat, so sehen wir auch in den Nieder-
landen eine Richtung erstehen, welche jene klassischen Vor-
bilder nicht befolgte, sondern sich unmittelbar an die Natur
hielt. Bei der Gleichartigkeit dieser Erscheinungen werden
wir die italianisirende Schule in den Niederlanden auch die
Zeit von 167415 findet man bei Houbraken (III. S. 10114), Bildnisse
einiger ßßent-Vogels" im Archief v. ned. Kunstgesch. (III. S. 298 ff.)
1) Het Schilder-Boek. Blatt 158b.