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Peter Paul
Rubens:
Uebersicht z.
Lebensgesch.
Meisters.
Eine erschöpfende kritische Untersuchung und Berichtigung
aller irrigen und zweifelhaften Nachrichten konnte nicht be-
absichtigt werden, da hierdurch die ganze Arbeit eine völlig
andere Richtung erhalten haben würde.
Ich möchte es mir jedoch nicht versagen. beispielsweise
einen Punkt besonders hervorzuheben. Nach Michel, Hist. de
la 'vie de P. P. Rubens (S. 107), Smith, Cat. rais. (II. S. XLIII),
A. van Hasselt, Hist. de P. P. Rubens (S. 153l4), Roy, Vie de
P. P. Rubens (S. 23), Sainsbury, Orig. unpubl. papers. (S. 156),
Van der Straelen, Jaarboek der Gilde Van Sint Lukas etc.
(Antwerpen 1855. S. 98.) C. Lemke in R. D0hme's Kunst
und Künstlern: P. P. Rubens (S. 51) und Andern ist Rubens
Dekan der Lukasgilde in Antwerpen gewesen, und zwar
angeblich im Jahre 1631. Da aber der noch jetzt im Museum
zu Antwerpen befindliche Stuhl von Rubens (N0. 638), welcher
mit diesem vorgeblichen Dekanat in Verbindung gebracht
wird, die Jahreszahl 1633 trägt, so haben Einige, wie z. B.
van der Straelen, das Dekanat in das Jahr 1633 verlegt. Wie
fest man an dieser Ueberlieferung hält, beweist unter andern
auch die Thatsache, dass der bei Gelegenheit der Rubensfeste
zu Antwerpen im August 1877 auf dem Meyr erbaute Ehren-
bogen neben andern Inschriften (s. oben S. 211.) auch diese
trug: "Rubens deken der St. Lucasgilde MDCXXXI." (De
vlaam. school. 1877. S. 181.) Aber schon Ertborn hatte in
seiner 1806 herausgegebenen "Geschiedkundige aanteekening"
über die Lukasgilde ausgeführt, dass Rubens niemals Dekan
gewesen sei. Diese Ansicht ist begründet und durch die
Herausgabe der „Liggeren" bestätigt worden. Rubens ist nie-
mals Dekan der Lukasgilde gewesen.
Endlich habe ich auch unerhebliche Nachrichten nicht in
die „Uebersicht" mit aufgenommen. Auch hier will ich ein
Beispiel anführen. Rubens war bei seinem Tode Besitzer von
24 Grundstücken oder liegenden Gütern (Genard, Aanteekn.
S. 63 deren Erwerbung zum Theil nach Jahr und Tag
urkundlich nachgewiesen ist, doch schien es eben nicht er-
heblich, dass er etwa am 14 Mai 1622 das Haus zum Stern in
der Judenstrasse oder am 28 Juli 1627 acht Gehöfte auf dem