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Peter Paul
Rubens:
Der Lebensabr
Land ein angenehmes Ansehen hat und von Wiesen und Bergen
unterbrochen ist.
Es ist nicht genug eine einfache Kunstübung zu haben, um
zu studiren so wie er es in Italien gemacht hatte, man muss
auch unterrichtet und einer tieferen Ueberlegung fähig sein,
sowie er eine Menge Zeichnungen, die er mit der Feder ge-
macht hatte, mit Bemerkungen und Anführungen aus Schritt-
stellern begleitet hat. lch habe ein Buch dieser Art von seiner
Hand gesehen, wo die Darstellungen und die Erläuterungen
neben einander standen, Es finden sich darin Beobachtungen
über die Optik, über die Lichter und die Schatten, über die
Proportionen, die Anatomie und die Baukunst, nebst einer
sehr merkwürdigen Untersuchung über die hauptsächlichen
Seelenbewegungen; ferner Gegenstände, welche Beschreibungen
bei Dichtern entnommen waren, nebst Darstellungen in Feder
nach den besten Meistern vornehmlich nach Rafael, um die
Malerei der Einen durch die Dichtung der Andern zur Geltung
gelangen zu lassen, (sei es, dass diese gewandten Maler nach
Grundsätzen gearbeitet haben oder lediglich nach der Vortreff-
lichkeit ihrer Begabung). Es fanden sich da Schlachten, Un-
glücksfälle, Spiele, Liebesgeschichten, Leibesstrafen, verschiedene
Todesarten und andere ähnliche Leiden und Ereignisse, wobei
man auch einige sah, die er nach der Antike gezeichnet hatteßf
Er hatte eine so grosse Gewandtheit in allen Theilen
seiner Kunst, dass er ebenso schnell malte als zeichnete; woher
es kommt, dass man beinahe ebenso viele kleine Gemälde
seiner Hand sieht, als er grosse gemacht hat, wozu jene die
ersten Gedanken und Entwürfe sind: und von diesen Entwürfen
giebt es sehr leicht und andere sehr sauber ausgeführte, je
nachdem er Das, was er zu machen hatte, mehr oder weniger
inne hatte, oder nachdem er Lust zu arbeiten hatte. Es sind
sogar solche darunter, die ihm gleichsam als Originale dienten.
1) Ein solches Buch wird in Vertue und Walpolds .,AncCd0I(:s
of painting in England" 4. Aufl. London 1786. Bd. II. S. 147. be-
schrieben, auch bei A. van Hasselt S. 221,2 und Ph. Chenneviäresr
Pointel, Recherches sur 1a vie de quelques peiutres provinciaux etc.
III. Paris 1854 in der Anmerkung auf S. 22519 besprochen.