Pau
Peter
Rubens:
Der Lebensabriss.
Bürgschaften eines guten Erfolges in unseren Unternehmungen
verliehen hat, so kann man sagen, dass Rubens das glück-
lichste Leben von der Welt führte; er war geboren mit allen
Vorzügen, die einen grossen Maler und einen grossen Staats-
mann machen; und wenn er in Antwerpen seine Beschäftigung
mit der Malerei, wobei er mit unglaublicher Liebe und
Leichtigkeit arbeitete, verliess, so geschah es, um an den Hof
von Brüssel zu gehen, wohin ihn die Infantin wegen
Staatsangelegenheiten berief, die er, so viel es ihm möglich
war, zur Erleichterung der Völker und zur Förderung der
Kunst behandelte. Und da der Krieg, Welchen die Spanier
damals gegen die Holländer führten, ein grosses Hemmniss
für diese beiden Dinge war, so setzte er der Infantin mehrmals
die Gründe auseinander, die sie bestimmen mussten, Frieden
zu schliessen: und da die Prinzessin dies mit Lebhaftigkeit
wünschte. so beauftragte sie Rubens darüber unter der Hand
eine Unterhandlung zu führen, die auch durch die Bemühungen
dieses ausgezeichneten Mannes leicht zum Abschluss gelangt
wäre, wenn die Neider seines Ruhmes seine Mittel nicht ge-
kreuzt hätten.
Er führte mehrere andere Geschäfte von Erheblichkeit im
Namen dieser Fürstin, namentlich-zu Brüssel mit der Königin
Maria de" Medici und Gaston von Frankreich, Herzog von
Orleans, mit Wladislaw, Prinzen von Polen, mit dem Her-
zoge von Neuburg und anderen Fürsten Europas, deren Zu-
neigung er durch seine Beredsamkeit und seine anderen
schönen Eigenschaften gewonnen hatte.
Die Anlage, die er für die Behandlung der Geschäfte
hatte, machte ihm diese leicht, und dieselben waren für ihn
mehr eine Erholung als eine ernste und mühsame Beschäftigung.
Und wie er die Malerei nur um der Staatsangelegenheiten
willen verliess, so verliess er diese nur um der Malerei willen,
die den mächtigsten Zauber auf sein Herz ausübte.
Die Tugenden,-die er sich erworben hatte, und all" die
schönen Eigenschaften, womit die Natur ihn ausgestattet
hatte, machten ihn liebenswürdig für Jedermann. Er hatte
einen hohen Wuchs und eine stattliche Haltung, die Zuge
seines Gesichtes waren regelmässig, seine Wangen roth, seine