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Peter
Paul Rubens:
Der Lebensabriss.
aber da diese Angelegenheit nicht zum Abschluss gelangte,
so blieben die Kopien sammt den Originalen in Madridf)
Im folgenden Jahre kehrte Rubens nach Brüssel zurück,
um der lnfantin Bericht von Dem, was er gethan hatte, zu
geben, und ihr die Vorschläge mitzutheilen, zu denen der
König, ihr Nelfe, ihm Befehl ertheilt hatte. Er begab sich
darauf nach England mit den Attfträgen des katholischen
Königs und der Infantin, um über diese grosse Angelegenheit
zu verhandeln; wo der König, der die Malerei ausserordentlich
liebte, ihn zu London mit besonderen Ehren empfing und ihm
tausend Artigkeiten erwies. Man beauftragte den Kanzler
Cottington, seine Vorschläge entgegenzunehmen und sie
zu prüfen. Nachdem der Friede nach dem Wunsche der
Völker und zur Befriedigung der beiden Könige geschlossen
watr, nahm er Abschied vom Könige von England, der, um
ihm Zeichen seiner Erkenntlichkeit, bevor er abreiste, zu geben,
ihn zum Ritter schlug, sowie es der katholische König gethan
hatte. Er fügte seinem Wappenschilde ein Feld mit einem
Löwen hinzu und nahm in vollem Parlamente den Degen,
den er trug, von seiner Seite, um ihn Rubens zu überreichen;
ausserdem schenkte er ihm einen reichen Diamanten, den er
vom Finger zog, und eine l-lutschnur gleichfalls von Diamanten
im Werthe von zehntausend Thalern.
Rubens, mit allen diesen Ehren überhäuft, reiste, um
über seine Verhandlungen zu berichten, wiederum nach
Spanien, wo er vom Hofe mit allen nur möglichen Zeichen
von Achtung, Vertrauen und Freundschaft empfangen wurde.
Der König ernannte ihn zum Kammerherrn und verlieh ihm
den goldenen Schlüssel, und nachdem er die Bildnisse der
königlichen Familie gemalt hatte, fügten ihre Majestäten den
1) Auf die hier vorliegenden Irruiugen oder Verwechselungen
hat schon Basan (Anmerk. auf S. xlij H.) aufmerksam gemacht.
Karl I. befand sich 1623, noch als Prinz von NValcs, in Madrid;
über diesen Besuch berichtet sehr ausführlich Cruzada Villaamil.
Rubens diplomatico espaüol. S. 20 ff. Vergl. auch Gachard, Histoirc
pol. et diplom. de Rubens. S. 39 H.