Bisherige Beurtl
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des siebzehnten Jahrhunderts ein, sondern ihre Denkmäler ver-
dienen auch an und für sich eine gewissenhafte Beachtung. Aber
allerdings, es ist zu einer Art Glaubenssatzgeworden, auf dlese
Denkmäler mit Geringschätzung und Widerwillen zu sehen.
Sie werden als Zeugnisse der Entartung des nationalen Geistes
betrachtet und verworfen. wobei freilich das seltsame Miss-
verstandniss, als ob im Jahrhundert Wilhelm von Oraniens
überhaupt eine Entartung des nationalen Geistes der Nieder-
lande nur denkbarwrväre, den Ton angiebt. Aber die Irrung
dauert fort bis auf den heutigen Tag. Einige Beispiele mögen
als Beweis dienen.
Camille Lemonnier in Brüssel nannte unlängst diese
Epoche mein wahres Unglücksblatt in der Geschichte der
vliimischen Malerei" und er meinte, dass „diese derben vlämischen
Naturen plötzlich von einem Idealitätsiieber ergriffen seien".
dass ihnen die "italienische Verfeinerung" schlecht zu Gesichte
stand. „Man kann behaupten so schloss er diese Be-
merkting, dass die Reisen nach Italien die vlämische Kunst
in einen Todesschweiss versetzt und sie an den Rand des
Grabes gebracht habenf") Dieser selbe Standpunkt kam auch
schon auf eine sehr bezeichnende Weise zum Ausdruck in
den Verhandlungen des belgischen Abgeordnetenhauses vom
Februar 1863, wo die Ausführung von Wandmalereien auf der
Tagesordnung stand, und wo der Berichterstatter Hymans
beispielsweise sagte, dass "unter dem Einfluss der italienischen
Kunst unsere ruhmreiche vlämische Schule mit Riesenschritten
dem Verfall entgegen ging. Wir haben das Recht zu be-
haupten, dass bis auf Rubens der italienische Einfiuss für die
vliimische Kunst im höchsten Grade verderblich warf")
Selbst die Geschichtsschreiber huldigen solchen Ansichten.
XV. Burger entledigt sich der Sache kurzer Hand. Für ihn ist
die ganze Bewegung "eine Mode. die einen Augenblick im sechs-
zehnten Jahrhundert herrschte" 3), so dass es sich für ihn gar-
1' Chronique des arts. 1877. S. 384.
i) In den unter dem Titel „Peinture
gebenen Verhandlungen S. 26.
a) Musäes de 1a Hollande. I. S. 55.
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herausge-