Volltext: Abhandlungen und Forschungen zur niederländischen Kunstgeschichte (Bd.1)

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Peter Paul 
Rubens: 
Der Lebensabriss. 
sich dort verbreitet hatte, wollten der Erzherzog Albrecht 
und die Infantin Isabella, dessen Gemahlin, ihre Bildnisse 
von seiner Hand haben; und aus der Besorgniss, die sie hegten, 
dass er wieder nach Italien zurückkehren möchte, machten sie 
ihm beträchtliche Geschenke, und verpflichteten ihn durch ein 
Jahrgehalt und durch alle Arten Ehrenbezeigungen, in ihrer 
Nähe zu bleiben. Da er sich nun durch so mächtige Bande 
gehalten sah, glaubte er, dass es angemessen sei, sich auch 
durch die der Ehe zu binden: Er heirathete die Tochter von 
Johann Brant, Stadtschreibers zu Antwerpen, und Klara de 
Moy, deren Schwester sich mit seinem älteren Bruder Philipp 
Rubens, Stadtschreiber zu Antwerpen, vermählt hatte?) 
Die Fürsten, die damals den Hof von Brüssel bildeten, 
thaten alles, was sie konnten, um Rubens zu veranlassen, dort 
Brüssel nach Madrid kaum 3 Wochen. Uebrigens ist zu bemerken. 
dass 1608 eine Personenpost zwischen Brüssel und Rom nicht be- 
stand, sondern lediglich eine Briefpost, welche 1543 von Francesco 
de Tassis gen. Torriani eingerichtet war, und die über Kreuznach, 
Speyer, Stuttgart, Augsburg und den Brenner lief. Die Entfernung 
zwischen den beiden Orten Brüssel und Rom war auf 292 Meilen 
angenommen und die "Post, welche wöchentlich lief, wird als eine 
"beständige reitende" bezeichnet. Wenn Rubens also die Post be- 
nutzt hat, so kann dies nur soviel heissen, dass er die Postsrasse 
gewählt und Postgeschirre oder Postpferde gegen Lohn gedungen 
habe. Wenn man die Randbemerkting am Schluss seines am 
28 Oktober 1608 von Rom an Chieppio in Mantua gerichteten 
Briefes (S. d. vorige AnmerkJ, worin er seine Abreise nach den 
Niederlanden anzeigt, „Salendo a Cavallo" wörtlich nimmt, so 
hätte er die Reise zu Pferde gemacht. Jedenfalls kann dieselbe 
sehr gut länger als zwei Monate gedauert haben, zumal vermutli- 
lieh Rubens eine Menge Sachen bei sich führte. Auch mag er die 
Nachricht vom Tode der Mutter schon unterwegs erhalten und 
danach die Reise verlangsamt haben. Möglich also bleibt es, dass 
er erst Anfang 1609 wieder in Antwerpen ankam. Vergl. auch 
T. van Lerius im Album der St. Lukasgilde (Antwerpen 1855). S. 65. 
1) "Deren Schwester (dont 1a soeur)" ist auf Klara de Moy zu 
beziehen; diese Schwester hiess Maria. Die Genealogie der 
de Moy's und Brant's s. bei Genard, Aantcekeningen. S. 406 ff.
	        
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