Der
ge sch ichtliche Gang der niederländiscl
len Malerei
m sechszehnten
italienischen Einfluss zeigen. Auch nimmt man bei ihm, schon
beim Durchblättern seiner Stiche, die durch diesen Einduss
angeregte Neigung zu nackten Figuren wahr, der er in be-
deutender Weise auf seinem Altarwerke mit dem Weltgerichte,
im Museum zu Leyden (N0. 132i), Raum gab. Soviel man
auch in Hinsicht der dürftigen Erfindung und des unbeholfenen
Styles an diesem Werke aussetzen mag, so bekundet doch die
freie Behandlung des Nackten in {grossen Figuren und eine
schöne Pracht der Farben, in Verbindung mit Halbschatten.
die geschichtliche Bedeutung des Meisters als Vorläufer von
Heemskerk, Heinrich Goltzius und Cornelius von Haarlem.
S0 erkennt man an diesen Beispielen wohl deutlich. dass
es nicht Mabuse allein gewesen ist, welcher die Bahn einer
neuen Kunstübung gebrochen hatte, sondern dass er noch von
einer Menge mitstrebender Genossen begleitet war, welche wie
er aus dem Manierismus des mittelalterlichen Styles sich retten
wollten," indem sie den Wegen der italienischen Kunst sich
anschlossen. Insbesondere war es Barend van Orley der
mit demselben Glück wie Mabuse und gleichzeitig mit diesem
um 1520 die neue Richtung einschlug, der also gerechterweise
als einer der Führer neben jenem genannt werden muss. Nicht
mit der gleichen Klarheit des Bewusstseins, der gleichen Sicher-
heit und dem gleichen Glück traten die meisten übrigen Künst-
ler auf, aber innerhalb eines Zeitraumes von 30 Jahren etwat
waren alle Schwankungen überwunden und die Herrschaft des
neuen Styles war gesichert. Mabuse starb 1532, Barend van
Orley 1541. Um diese Zeit gingen allmälich alle die Meister
hin, welche ihre künstlerische Erziehung noch in der alten
Schule erhalten hatten. Neue Männer traten auf, die schon
unter dem unmittelbaren Einflüsse der veränderten Richtung
gebildet worden waren: an ihrer Spitze Michiel Coxcie,
der Schüler Barend van Orley's und in nlancher Hinsicht
der Hauptmeister der italianisireitden Schule in den Nieder-
landen.
Das Wesen dieser Schule ist oft verkannt, ihre Bedeutung
missverstanden worden, und doch nimmt sie nicht nur eine
kunstgeschichtliclte Stellung von hoher Wichtigkeit als Ver-
mittlerin zwischen der alten Schule und den grossen Meistern