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Peter Paul
Rubens:
Der Lebensabr
gelegt. Er sagt in der „Vie de Rubens" vorweg: „Ich
berichte hier über die Dinge, die Rubens betreffen, die Wahr-
heit. Mit Sorgfalt bin ich bedacht gewesen, mich aufs genaueste
über dieselben zu unterrichten, und ich werde sie erzählen.
mit wenig Worten, und mit voller Treue." Die Art und
Weise wie de Piles verfahren, um sich in den Besitz Wahrer
und sicherer Nachrichten zu setzen, wird im Vorbericht des
„Recueil" bezeichnet: „De Piles hatte besondere Nachfor-
schungen bei den Verwandten und Freunden von Rubens in
Flandern gemacht, welche ihm auch verschiedene Denkschriften
geschickt hatten, er hat von diesen Denkschriften in diesem
Abrisse vom Leben des grossen Mannes Gebrauch gemacht
und er ist denselben mit aller nur möglichen Genauigkeit
gefolgt." Die Quelle von de Piles ist also die Familie und
der Freundeskreis von Rubens selbst, wie das auch ausdrücklich
noch von de Piles selbst angedeutet wird, an der Stelle wo er
von Rubens Briefwechsel spricht und wo er sagt, dass man
die betreffenden Briefe „unter Rubens Papieren gefunden habe"
und dass dieselben "sich noch heute (1676) in den Händen der
Erben befinden."
Wir sind so glücklich, von der andern Seite, von der
Seite der Rubens'schen Familie selbst, eine Bestätigung
dieser Angaben zu besitzen. Auf der burgundischen Bibliothek
zu Brüssel wird nämlich eine Sammelhandschrift aufbewahrt,
die ,aus 19 Foliobänden besteht und den Titel führt: „Recueil
de pieces authentiques tant sur P. P. Rubens et ses
ouvrages, que sur d'autres artistes de llecole Flamandef" hin-
zugefügt ist die Jahreszahl 1771 und der Vermerk necrit de
la main de M. Frangois Molsf") In dieser Mols'schen
Sammelhandschrift, deren theilweise Einsicht mir durch das
freundliche Entgegenkommen des Herrn Bibliothekar Ruelens
ermöglicht wurde, befindet sich die Abschrift eines Briefes von
1) Von dieser Handschrift berichtet auch Herr Ruelens selbst
auf dem kunstwissenschaftlichen Kongresse zu Antwerpen 1877
(Cornpte-rendu du congres art. etc. S. 3665. u. 430 Einiges
nähere iindet man in der "Chronique des arts" x877. S. 345f6.