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Peter Pau
Rubens
Die Grabschrift.
keinen störenden Einfluss üben können. Unterm 13 Januar
1643 erhoben nämlich Albrecht und Nikolaus Rubens,
die Söhne erster Ehe, vor dem Rathe von Brabant gewisse
Ansprüche an die Nachlassmasse. Daraufhin erklärten unterm
24 Januar die übrigen Erben, nämlich Helene Rubens
und die Kinder zweiter Ehe, vertreten durch ihre Vormünder,
deren einer, wie bemerkt, Philipp Rubens, der Vetter von
Albrecht und Nikolaus, war, dass hierin eine offenbare Ver-
letzung des letzten Willens von Rubens läge, der ausdrücklich
liebevolle (minnelycke) Ausgleiche unter bestimmtem Aus-
schlusse des Rechtsweges verordnet habe, und dass sie dem-
nach, aufweitere Bestimmungen des Testamentes sich beziehend,
die Praelegate, Welche den Brüdern Albrecht und Nikolaus
vermacht waren, als verfallen ElHSähCH. An demselben Tage
bestellten sie den G. Gerardi als ihren Anwaltß)
Aber die Sache sah schlimmer aus, als sie sich gestaltete.
Die Beziehungen zwischen beiden Theilen blieben im Fluss,
wie dies insbesondere daraus hervorgeht, das Nikolaus
Rubens am 29 Mai 1643 seinen Erbantheil es War der
vierte Theil des Ganzen an neun verschiedenen Stücken
von Gütern und Renten an seine Stiefmutter verkaufte, und
dass diese ihm dafür am 1 Juli den Betrag von 17,500 Gulden
zahlte?) Ohne Zweifel ist in diesem Geschäft, da sie zu dem-
Genard, Aanteekn. S. 76-78.
1') Genard, Aanteekn. S. 81. Genard fasst die Zahlung dieser
17,500 Gulden als einen Vorschuss auf, aber in der von ihm selbst
mitgetheilten Urkunde heisst es ausdrücklich: Nikolaus Rubens
bekennt von Frau Helena Fourrnent, seiner Stiefmutter, 17,500 Gul-
den empfangen zu haben, „0ver den coop van syn vierde part
van negen dilferente parceelen van erffgoeden ende renten die hy,
comparant, op den 29 dach der rnaent van Meye lestleden voor
Schepenen deser stadt hacr vercocht ende getransporteert
heeft etc." Die 17,500 Gulden waren also nicht Vorschuss, sondern
Kaufgeld. Nikolaus verwendete das Geld, um die Herrschaft
Rameyen zu kaufen. Ueber diese Herrschaft Rameyen giebt
L. Galesloot in seiner Abhandlung „Quelques renseignements con-
cernant la fznnille de P. P. Rubens" (Annales de llacademie
dlarcheologie de Belgique. 2c serie. Bd. III. S. 348 ff.) geschicht-
liche Mittheilungen.