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Peter Paul
Rubens:
Die Grabschl
sche Arbeit ersetzt. Wo ist der alte Altar geblieben?
Wo ist die alte Grabschrift geblieben?
Indem man diese Fragen aufwirft, wird nuan an einen
sehr merkwürdigen und auffälligen Umstand erinnert. Als
nämlich am 23 October 1855 der Rubenssche Gruftkeller
geöffnet und untersucht wurde, waren die dort befindlichen
Särge etwa 20 an der Zahl offen; die Deckel waren
theils ehedem weggenommen und befanden sich neben den
Särgen, theils waren sie vor Alter zusammengefallen. Die
Gruft war also vor 1855 bereits betreten, und mit den Särgen
war in einer gewaltsamen Weise umgegangen worden?) NYo
solche Dinge geschehen sind, kann auch ein alter Grabstein
und ein alter Altartisch verschwinden.
Doch wie dem auch sei, dem Paryssch en Verfahren ist
der Vorwurf einer gewissen Lingehörigen Eigenmächtiglaeit,
eines gewissen Mangels an der Schuldigen Achtung vor den
Einrichtungen seiner Vorfahren nicht zu ersparen. Mag Parys
immerhin durch gewisse Vorurtheile des Geschmacks und die
Absicht einer vermeintlichen Verschönerung geleitet worden
sein, so wird die eigentliche Triebfeder seines Handelns doch
wohl nur in seiner persönlichen Eitelkeit zu finden sein. Diese
verblendete ihn so, dass er gegen die Angehörigen und älteren
Nachkommen von Rubens einen Vorwurf aussprach, der that-
sächlich unwahr ist, der aber einen sehr wirkungsvollen
Gegensatz gegen das, was cr von sich selbst sagt, bildet. Dass
er durch jenen Vorwurf in das Fleisch der eigenen Familie
schnitt, dass er die Ehre seiner Mutter, seines Grossxtaters,
seiner Grossmutter väterlicherseits, seines Oheims, seiner
Urgrossmutter, der Wiittwe des grossen Meisters selbst, und
der Kinder des letzteren zu nahe trat: das war ihm gleich-
gültig. Er prahlte: Hier seht und lest! Was bis heute die
Familie nachlässigerweise unterlassen hatte, ich habe es nach
dem Erlöschen des Rubenskchen Mannsstammes machen
1) Bericht
1877. S. 122.
den Nlessager
S. 105-116.
von Michel Verzwyvelt im „J0u1'n. d. beaux arts"
S. auch die „Vlaam. school" v. 1366 S. 123 und
des sciences historiques etc. 1855 51o;"1 u. 1856