Volltext: Abhandlungen und Forschungen zur niederländischen Kunstgeschichte (Bd.1)

Der geschichtliche Gang der niederländischen Malerei im sechszehnten Jahrh. 
welche diesen Gegenstand behandeln, lehntß) Dabei bemühte 
sich Lombard seinen Köpfen durch schärfere Charakteristik 
ein grösseres Leben, sowie seinen Farben durch entschiedene 
Gegensätze und einen leuchtenden Glanz eine stärkere Wirkung 
zu verleihen. Wenn er es in jener Hinsicht auch nicht zu 
einer wirklich tiefen Beseelung brachte und in dieser mit 
seiner Färbung noch etwas bunt blieb, so muss doch das Be- 
streben hervorgehoben werden. 
Ein glänzendes Beispiel des Ringens nach der Aneignung 
des neuen Styls bietet das grosse Altarwerk des Barend van 
Orley (1- 6. Jan. 154.1)2) vom Jahre 1521, welches die „Schicksale 
des Hiob" darstellt (N0. 368). Dieser Meister stand ursprüng- 
lich auch noch ganz auf dem Boden der Eyck'schen Schule, 
auch blieb er dem Kunstgeiste wie der malerischen Behand- 
lungsweise derselben im allgemeinen treu. Nachdem er aber. 
wie man an dem Altarwerke mit der „Trauer um den Leich- 
nam Christi" (N0. 25) sehen kann, einer nicht geringen Aeusser- 
lichkeit anheim gefallen war, musste er erkennen, dass es mit 
dem alten Styl so nicht weiter gehen wollte. Der Geist des 
Künstlers und der Geist dieses Styls deckten sich nicht mehr. 
Der Mangel an Innerlichkeit trat grell hervor und zwang 
andere Wege zu suchen. Was dieser Künstler aber leisten 
konnte in mittelalterlicher Kunstweise, wenn er das Leben 
unmittelbar wiederzugeben und auszudrücken hatte, zeigt das 
Bildniss des Georg van Zelle von 1519 (N0. 27), das in manchen 
Stücken an Holbein erinnert. Uebrigens ist auch Mabuse da 
am tüchtigsten und liebenswürdigsten, wo er sich unmittelbar 
an'die Natur halten, wo er einfache, natürliche Empfindungen 
schildern kann. Auf dem Hiob-Altar des Orley nun ist nament- 
lich auch das schöne und zahlreiche Renaissance-Ornament 
anziehend, das mit der grössten Bestimmtheit und Sauberkeit 
ausgeführt, wie denn überhaupt die ganze Malerei sehr fleissig 
behandelt ist. Doch ist es besonders bemerkenswerth, dass 
man bestimmt dasjenige Ornament, welches der Künstler in 
 1) Vergl. des Verfassers Schrift ,1,Die Darstellung des Abend- 
mahles in der toskanischen Kunst etc. 
2) A. Wauters, B. van Orley etc. Brüssel. 1881. S. 17. u. 39.
	        
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