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Peter Paul
Rubens:
ic Grabschrift.
Geschichte dieses grossen Mannes zu geben und darin nur
Thatsachen zu berichten, die wahr und seiner würdig sind."
Basan hat diese Aufgabe mit grosser Sicherheit, wissenschaft-
lichem Ernste und kritischer Gewandtheit, dabei aber zugleich
mit einer warmen und vollen Hingabe an seinen Gegenstand
gelöst. Und auch er theilt dieselbe Grabschrift mit wie
de Piles, mit demselben Widmungszusatz und der Bemerkung,
dass die "Wittwe und Kinder von Rubens ihm ein Grabmal
errichten liessen, auf welchem man diese Grabschrift liest".
Welchen Werth Basan auf diese Grabschrift legte, bezeugt
die Stelle, wo er von den, Rubens in Spanien erwiesenen
Ehren spricht, und wo er sagt: „Einige Schriftsteller haben
behauptet, dass Philipp diesen Maler zum Kammerherrn ge-
macht und ihm den goldnen Schlüssel gegeben habe; aber
wir haben keinerlei Gewissheit über diese beiden Thatsachen,
wenigstens werden sie in der Grabschrift, die wir weiter unten
mittheilen werden, nicht erwähnt."
Die Grabschrift wurde also von Basan für eine vollgültige
Urkunde ersten Ranges angesehen, und dies setzt doch voraus,
dass er eine wirkliche Kenntniss der Urkunde besass. Er muss
die Grabschrift in Antwerpen Selbst gesehen oder Wenigstens
von einem seiner Kunst- oder Geschäftsfreunde genaue Mit-
theilungen über dieselbe erhalten haben; jedoch darf man das
Erstere annehmen. Er sagt nämlich: „wenn man in den Dom
von Antwerpen tritt und die berühmte Kreuzabnahrne betrachtet,
so wird man sehen u. s. und weiter: „wenn man von da
seine Schritte zu den Dominikanern daselbst richtet und seine
Augen zu dem Bilde des Christus erhebt u. s. w." Solche
Wendungen pflegt ein gewissenhafter Schriftsteller nur zu
gebrauchen, wenn er diese Erfahrung selbst an Ort und Stelle
gemacht hat. Wäre Basan nicht dort gewesen, spräche er nur
auf Grund von ihm vorliegenden Berichten und Kupferstichen,
so hätte die unmittelbare Bezugnahme auf die Oertlichkeit
nicht veranlasst sein können. Man muss also in Basan einen
völlig zuständigen Zeugen anerkennen, der die Angaben bei
de Piles über die Grabschrift durchaus bestätigt.
Freilich ist Basan's Werk über Rubens erst 1767, also
12 Jahre nach der Parysschen Unternehmung erschienen, aber