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)eter Paul Rubens:
Geburtsort.
Der
gedeutet hat. 1) Der Brief ist am 18 Mai 1577 aus St. Geer-
truidenberg von Philipp van Marnix, dem geheimen Rathe
Wilhelm von Oranieifs, an Jan Rubens, der ihm befreundet
war, geschrieben. Danach hatte Jan Rubens die Vermittlung
von Marnix bei Wilhelm erbeten, um diesem eine Eingabe zu
überreichen, welche denselben Zweck hatte, wie das spätere
Gesuch der Maria Rubens vom 14 Juni. Aber Marnix schreibt
ihm, er habe die Eingabe noch nicht vorgelegt, die Gelegen-
heiten seien ungünstig, er sei überzeugt, dass Wilhelm Alles.
seinem Bruder überlassen würde, Rubens müsse warten, er
könne für ihn jetzt nichts thun und wenn er sein Bruder wäre.
Hieraus muss man doch schliessen, dass Jan Rubens zuerst
diesen Weg versucht hatte, um Wilhelm von Oranien's Gnade
zu erlangen, und dass dann nach Marnix ungünstigem Briefes
die Frau an den Grafen Johann sich gewandt hat. Es hätte
danach keinen Sinn gehabt, wenn Maria Rubens auch noch
bei Wilhelm gebittstellert hätte, ehe sie wusste, wie Johann
ihr Gesuch aufgenommen habe.
Was aber schliesst Genard aus diesen Dingen? Nach
Ausstellung der Kölner Vollmacht vom 26 April hat sich
Maria Rubens, den Rhein und die Maass hinunter nach
Antwerpen begeben, und sich unterwegs in St. Geertruidenberg
aufgehalten, wo zu dieser Zeit der Fürst von Oranien sich
befand, mit dem sie jene „entrevue inesperee" hatte, von
der sie in ihrem Briefe vom 14. Juni spricht. Mährchen, nichts
als Mährchen! Aus dem „moyen inespere" macht Genard, im
Handumdrehen wie ein Taschenspieler, eine „entrevue irie's-
peree", von der in dem Briefe nicht ein Buchstabe steht. Auch
geht der Weg von Siegen, nach Antwerpen nicht über
St. Geertruidenberg, das zehn Meilen nördlicher liegt. Und
in Antwerpen hat dann die Niederkunft „der heroischen Frau
des untreuen Jan Rubens gegen Ende Mai" stattgefunden.
Genard muthet der armen Frau, trotz ihrer Heldenhaftig-
keit, doch wohl ein bischen zu viel zu. Anfangs Mai, hoch in
gesegneten Umständen, reist sie mit leeren Taschen
von Siegen nach St. Geertruidenberg, unterhandelt am 17 Mai
Journal
des
arts.
beaux
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