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Petet Paul Rubens:
Der Geburtsort.
einfach sein eigenes Unglück selber an die grosse Glocke?!
So erklären sich naturgemäss jene thatsächlich unwahren Nach-
richten und verlieren demnach alle Beweiskraft gegen die
Angaben der Urkunden. Insbesondere wird die falsche Nach-
richt, dass Peter Paul in Köln geboren sei, auf eine ver-
nünftige und stichhaltige Weise erklärt.
Zugleich beweist diese falsche Nachricht aber auch, dass
Rubens schlechterdings nicht in Antwerpen zur Welt ge-
kommen sein kann, da sonst unzweifelhaft diese letztere Angabe
überall gemacht worden wäre; denn in Bezug auf Antwerpen
lagen die Dinge gerade umgekehrt wie in Bezug auf Siegen.
Wäre Rubens in Antwerpen geboren, so hätte man allen An-
lass gehabt, dies recht laut und offenkundig zu sagen!
Dieser gewiss sehr richtigen Erwägung gegenüber wird
man die Bemerkung nicht unterdrücken können, dass ja nach
Rubens Tode und vermuthlich auch schon zu seinen Lebzeiten
Antwerpen als der Geburtsort galt, wie wir oben angegeben
haben, dass aber 1676 von seiten der Angehörigen in der „Vie
de Rubens," wie gleichfalls mitgetheilt wurde, diese Angabe
berichtigt und Köln als Geburtsort bezeichnet wurde. Diese
Berichtigung konnte nur möglich und denkbar sein, wenn die
Nachkommen ganz arglos waren, und dies wieder bezeugt,
dass die Verheimlichung des Wahren Sachverhaltes völlig
gelungen war. Ob Rubens selbst wusste, dass sein Vater
einen schwer bestraften Ehebruch mit der Fürstin von Oranien
begangen hatte? Wer Will das entscheiden? Dass aber schon
seine Söhne und erst recht seine Enkel davon keine Ahnung
hatten, scheint mir eine klar vor Augen liegende Thatsache
zu sein. Diese glaubten in aller Unbefangenheit an die Wahr-
heit der aus den Familienpapieren geschöpften Nachricht, dass
ihr Vater und Grossvater in Köln zur Welt gekommen sei.
Die dreihundertste Wiederkehr des Geburtstages
von Rubens am 28, oder Wie man annahm am 29 Juni,
x877 bot nun von selbst die Gelegenheit, dass die drei Städte,