Peter Paul Rubens:
Der Geburtsort.
des Geburtsjahres, wie man sieht, sehr bestimmt. Die Auf-
klärung des Widerspruches wird aus unsern spätern Aus-
führungen hervorgehen, welche die Nachricht der „Vita"
erklären und zugleich den dunkeln Ursprung dieser „Vita"
darthun, die Grabschrift aber in ihrer jetzigen Gestalt als
eine nicht urkundliche nachweisen werden. Da nun, wie
bemerkt, eine unmittelbare Beglaubigung des Geburtsortes und
des Geburtstages von Rubens nicht vorliegt, ist man hier auf
mittelbare weitere Beweisstücke, auf einen sogenannten künst-
lichen Beweis, angewiesen.
Ein Theil dieser Beweisstücke spricht sehr entschieden zu
Gunsten obiger Angabe, dass Rubens in Köln geboren sei.
Johann Rubens, Doctor beider Rechte und Altschöffe
von Antwerpen, hatte bei dem Auftreten Alba's in den Nieder-
landen, seines evangelischen Bekenntnisses wegen, 1568 seine
Stadt verlassen und war nach Köln geflüchtet. Dass er dem
Protestantismus angehörte, wird durch eine Reihe bestimmter
Thatsachen bekräftigt, die zum Theil weiterhin noch erwähnt
werden müssen. Doch verdient hier sogleich besonders her-
vorgehoben zu werden, dass er eine an den König von
Spanien gerichtete „Oraison ou remonstrance au nom des
estatz et peuple des Pays-Bas" verfasst hatte 1), welche keinen
andern als einen auf Religion und Kirche sich beziehenden Inhalt
gehabt haben kann?) Johann Rubens kam nach Köln mit
seiner Frau Maria, geborner Pypelincx, vier Kindern
und mehreren Dienstboten und nahm dem entsprechend eine
grosse Wohnung, ein ganzes Haus mit Hof und Garten, für
266 Thaler jährlicher Miethe „vor St. Martin bei Herman
Koch", dem Pfarrhause gegenüberß) Wahrscheinlich im Früh-
jahr 1570 vertauschte er diese Wohnung mit der noch statt-
licheren „in weilant Dr. Rincks Hauss." bei der Mauritiuskirchef)
Er hielt sich zu den Evangelischen und „frequentirte keine
Kirche", „enthielt sich des Kirchgangs und katholischer
1) Bakhuizen, Les Rubens etc. S. XLII.
9) Messager des sciences historiques etc.
3) Ennen's erste Schrift. S. I3, 43. 55.,
4) Daselbst. S. 15 und 65.
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