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iche Gang der niedel
ländischen Malerei
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die Wandlung selbst gehört nicht mehr dem fünfzehnten J ahr-
hundert an. Die gewaltigen Geistesbewegungen dieses Jahr-
hunderts jedoch, welche im Anfang des folgenden die Refor-
mation herbeiführten, wirkten auch tief auf Geist, Gesinnung
und Gemüth der Künstler ein, und veränderten damit allmiilich
die Grundlage der Kunstübung selbst. Die Kunst musste auf
dieser veränderten Grundlage von selbst einen veränderten
Charakter annehmen. Der alte Geist der Malerei erlosch, die
schlichte Frömmigkeit in der altgewohnten kirchlichen Form
verschwand, die Seelen dürsteten nach etwas Neuem. Wenn
sich deshalb bedeutende Talente auch noch so sehr mühten
und wenn sie noch so ernst strebten: die volle Unbefangenheit
der alten Meister blieb ihnen doch verschlossen. Eine gewisse
Absichtlichkeit der Arbeit und Aengstlichkeit der Mache geben
bei allen Vorzügen solchen Werken doch eine gewisse Kälte.
und sie mussten dann sehr bald, trotz der grössten Mühe und
Sorgfalt in der Technik, zur Aeusserlichkeit führen. Noch
einmal suchte die alte Schule in Quentin Massys (Metsysl
(1460-4531), dem Zeitgenossen Dürer's, sich zu neuem Leben
zu erheben; und es ist wahr, die besten Werke dieses Meisters
sind in der That eine letzte Blüthe mittelalterlicher Kunst, ein
letztes Aufleuchten einer untergehenden Sonne. Dies bezeugen
namentlich der mit Recht so berühmte, im Jahre 1508 bestellte
Flügelaltar im Museum zu Antwerpen (N0. 245l9), dessen
Mittelbild die „Grablegung Christi" darstellt, sowie der mit
der Jahreszahl 1509 bezeichnete Marienaltar, der 1879 von
der Peterskirche zu Löwen für das Museum zu Brüssel um
200,000 Franken erworben wurde. Beide Werke lassen bei
allen ihren guten Eigenschaften, unter denen besonders eine
tüchtige Charakterisirung, namentlich der männlichen Köpfe
und ein glückliches Streben nach malerischen Feinheiten her-
vortreten, doch einen Mangel an voller und höchster Inner-
lichkeit erkennen, der besonders bei eingehender wiederholter
Betrachtung empfindlich wird; man merkt das Modelldurch
und spürt in ve1 schiedenen Einzelnheiten schon manche
Aeusserlichkeit und Gemachtheit. Hierin aber deutet sich eben,
allgemeinen kunstgeschichtlichen Gesetzen gemäss, der Nieder-
gang einer Kunstschule sicher an, und denselben vermag auch