160
Zur
Schütter-
Geschichte der
und Regentenstückc.
einen Zug von freiheitlicher Gleichstellung anerkennen kann,
so lässt dies wiederum im achtzehnten Jahrhundert sehr nach
und nur eine allgemeine Charakterlosigkeit spiegelt sich dann
noch in den Regentenstücken wieder. Was sind das in diesen
späten Werken meist für eitle unbedeutende Köpfe unter den
zierlich geschniegelten Perücken!
Diese Perücken hatten sich mit unwiderstehlicher Gewalt
schnell Geltung verschafft, wie man z. B. an einigen Gemälden
des Museums zu Amsterdam sehen kann. Schon auf Reml
brandfs "Wachtaufzug" von 1642 und auf der grossen
„Schützenrnahlzeit" des Bartholomäus van der Helst von
1648 zeigen sich ansehnliche Vorboten: lange oder starke
Haartrachten bei einzelnen der abgebildeten Herren. Rem-
brandfs "Stahlmeister" von 166i haben schon überwiegend
lange Haare. Die Regenten des Spinnhauses, die Karel du
Jardin 1669 malte (N0. 195) erscheinen durchgehends mit
langen Haaren, und bereits 1670 tritt in einem Einzelbildniss-
desselben Meisters, welches das Museum van der Hoop in
Amsterdam (N0. 34.) besitzt, die regelrechte lange Locken-
perücke auf, die von nun an die herrschende Mode bleibt-
Die Mitglieder des Stadtrathes im Haag vom Jahr 1682 er-
scheinen auf dem Gemälde Jan van der Baenls im Rath-
hause daselbst (N0. 11) sämmtlich in diesem Kopfputz. Also
nur in Wenig mehr als zwei oder drei Jahrzehnten hatte dieses
Ungeheuer eine Sitte überwunden, die unüberwindlich schien,
weil sie der Natur und den unabweislichsten Anforderungen
eines thätigen Lebens entsprach. Man denke sich die Männer
des Befreiungskrieges, Wilhelm und Moriz von Oranien mit
ihren Feldhauptleuten und Bürgerschützen, in der offenen
Schlacht oder in der Vertheidigung ihrer Städte, mit den be-
schwerlichen Ungethümen aus fremden Haaren auf dem
Kopfe! Nach dem endlichen Schlusse des langen Kampfes
trat die Ermattung ein. Man fühlte sich behaglich unter
diesem barocken Aufputze, der eine ruhige, höchst würdevolle
Haltung begünstigte. Solche und ähnliche Wandlungen, die-
von kulturgeschichtlicher Bedeutung sind, lassen sich noch
weiter mehrfach an den Schütter- und Regentenstücken be-
obachten. Fasst man sie zusammen, so ist das Hauptergebniss.