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Schütter-
Zur Geschichte der
und Regentenstücke,
alle schwarz gekleidet mit weissen Kragen. Eine bestimmende
geschichtliche Bedeutung können derartige Arbeiten unbe-
kannter Künstler nicht beanspruchen, aber sie beweisen, wie
beliebt solche Darstellungen waren und wie ungemein ver-
breitet, selbst bis in abgelegene kleine Städte hin, die Mode
war.
Erwägt man nun, dass diese Kunstwerke alle einem und
demselben Schema folgen, so muss man zu Urtheilen gelangen,
wie wir sie anzudeuten suchten. Wie es schon die letzten
Schütterstücke, mit deren Ausgange erst die Regentenstücke
zahlreicher auftreten, waren, sind auch sie fast ausnahmelos
nur Schaustellungen, üusscrliche Vereinigungen der „besonderen
Bildnisse." Jeder der Dargestellten wollte dem Beschauer des
Bildes gegenüber möglichst zur Geltung kommen, und er war
deshalb nicht geneigt, sich einem künstlerischen Gedanken
unter- und einzuordnen, gegen den seine werthe und hoch-
ansehnliche Persönlichkeit, wenn auch nur in etwas, zurück-
treten musste. Der rechte Sinn und die wahre Liebe zur
Kunst machten der Eitelkeit, welche die Kunst als Mittel be-
nutzte, Platz.
Das früheste weibliche Regentensttick scheint dasjenige
des Jan Vers pronk vom Jahr 1642 im Museum zu Haarlem
(N0. 118) zu sein, welches die vier Vorsteherinnen vom Heilig-
Geist-Hause darstellt. Jan Verspronk war ein Schüler des
Frans Hals, zeigt aber in diesem Bilde, dass er ebenfalls dem
grossen EinHuss, den Rembrandts Auftreten ausübte, unter-
worfen war. In Haarlem scheint dann unter den Damen, die
derartige Stellungen einnahmen, diese Mode besonders ge-
herrscht zu haben, Wenigstens sieht man noch jetzt im Museum
daselbst mehr solche Stücke als an irgendeinem anderen Orte;
vier derselben fallen allein in die Zeit von 1664 bis 1674. Wir
heben namentlich das Bild von Frans Hals aus dem Jahr
1664. hervor, weil es mit seinem Gegenstück zusammen für die
Geschichte dieses Meisters so merkwürdig ist.
Diese beiden Bilder (N0. 60 und 61) stellen die Vorsteher
und Vorsteherinnen des Alte-Männer-Hauses paradesitzend
dar, und sie sind die Arbeiten des achtundsiebzigjährigen
Mannes, der in denselben die ihm eigene breite Behandlungs-