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Zur Geschichte der Schütter-
und Regentenstücke.
Franz Hals vom Jahre 1641 im Museum zu Haarlem (N0. 59)
hervorzuheben. Es stellt, genau dem Typus folgend, die Vor-
steher des dortigen Elisabethen-Pllegehauses dar. Hier ist
nichts von den bunten Farben der Haläschen Schütterstücke
mehr: schwarze Röcke und Hüte, weisse Kragen, eine grüne
Tischdecke. Aber es geht ein Warmer goldiger Ton durch
das Ganze, ein Glanz und eine eigenthümlich ruhige Stimmung,
die sonst dieser Meister nicht hat und die sich nur aus dem
Studium Rembrandts erklären; aber man erkennt auch, dass
Hals den Rembrandfschen Einfluss in sich aufzunehmen ver-
stand, ohne sich selbst und seine Kunstweise zu verleugnen.
Andere Meister freilich zeigen sich in ihren Regentenstücken
und auch in den Schütterstticken derart eigenthümlich, dass
oft nur eine mehr oder weniger geringe Verwandtschaft zwischen
diesen und ihren übrigen Werken besteht.
In dieser Hinsicht aber nun steht Rembrandt mit seinen
sogenannten "Staalmeesters" vom Jahr 1661 obenan, die eine
Hauptzierde des Museums zu Amsterdam bilden (N0. 313). Dieses
Werk, welches die Vorsteher oder Meister des alten Stahl-
hofes zu Amsterdam darstellt, erinnert in etwas an das eben
genannte, zwanzig Jahre ältere Regentenstück des Hals in
Haarlem, welches unter dem Einflusse Rembrandtls gemalt ist,
und da Frans Hals diesen Einfluss später wieder abgelehnt
hat, so entsteht ein merkwürdiges Spiel zwischen diesen beiden
Stücken, welches verführen müsste das Haläsche Bild für eine
Nachahmung des Rembrandfschen zu halten, wenn man nicht
wüsste, dass das letztere eben zwanzig Jahre jünger ist als
jenes. Aber so vollendet die Darstellung dieser "Stahlmeister"
ist, welch' ein Unterschied ist es doch hinsichtlich der Auffas-
sung der Aufgabe zwischen diesem Werke von 1661 und der
„Anat0mie" von 1632! Die Stahlmeister folgen ganz dem
allgemeinen Typus, und Rembrandt wendete ihn auch so an,
dass aller innere Zusammenhang eben fehlt, und die Leute
einer lose neben dem anderen hinter ihrem Tische nur Parade-
sitzen, um sich vom Beschauer bewundern zu lassen. Aber
allerdings, man kann ihnen das kaum verdenken, denn sie
sind bewunderungswtirdig gemalt. Doch täuschen sie sich
dabei. Denn nicht sie werden bewundert, sondern der Künst-