Volltext: Abhandlungen und Forschungen zur niederländischen Kunstgeschichte (Bd.1)

Vlämische Regentenstücke. 
Typus der hol 
Regentenstilcke. 
15x 
(N0. 265). Das Regentenstück ist hier, wie früher das Schütter- 
stück schon, zu einem kirchlichen Ceremonienbilde geworden. 
Von Pieter Meerte (1- 1669) ist ein Stück vorhanden, 
welches der linke Flügel einer grösseren Darstellung sein dütrfte, 
und welches vier schwarz gekleidete Männer knieend und 
nach rechts gewendet, abbildet; es sind Vorsteher der Fischer- 
zunft in Brüssel (N0.'237). 
Sehr merkwürdig istlendlich ein Bild des Karel Emma- 
nuel Biset (1633-1685), wo die Vorsteher der St. Sebastians- 
oder Bogenschützen-Gilde zu Antwerpen labgeschildert sind 
(N0. 118). Man sollte meinen, dass das Bild ein Schütter- 
stück sein müsste, aber die Herren sehen nicht wie Schützen 
aus, sondern sind bürgerlich schwarz gekleidet. Um ihr 
Verhältniss zur Schützerei aber zu veranschaulichen, musste 
der ehrsame Wilhelm Tell herhalten, und den gross- 
mögenden Herren das Schauspiel vorführen, wie er mit 
dem Bogen, der Waffe ihrer Gilde, seinem Knaben den Apfel 
vom Kopfe schiesst. Das Werk ist also auch eine Art Mittel- 
ding zwischen Schütter- und Regentenstück, ein Uebergang 
oder eine Vermitteluug von einem zum andern. 
Im Allgemeinen sind demnach an diesen Werken dieselben 
Beobachtungen zu machen wie an den vlämischen Schütter- 
stücken. Die Hauptsache ist die Unterordnung unter den 
kirchlichen Gedanken und die kirchliche Zucht. 
Kehren wir nunmehr wieder zu den holländischen Re- 
gentenstücken zurück. 
Eines der ältesten unter den vorhandenen Stücken dieser 
Art befindet sich im städtischen Museum zu Leyden (N0. 1430). 
Es ist von unbekannter Hand gemalt und mit der Jahreszahl 
1618 bezeichnet, steht aber noch ziemlich vereinzelt da; trotz- 
dem giebt es den Typus solcher Darstellungen schon muster- 
gültig an. An einem Tische, der mit einem Teppich bedeckt 
ist, sitzen einige schwarz gekleidete Herren mit dem Hut auf 
dem Kopfe, und daneben steht der Diener barhäuptig. Dieser 
armseelige Typus ist unzählige Male wiederholt worden, und er 
tritt uns in manchem der auf uns gekommenen Regentenstücke 
recht in dieser seiner Arrnseeligkeit entgegen. Nur in einigen 
wenigen Fällen ist der Versuch gemacht worden, ihn durch
	        
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