Vermittelungen zwischen Schütter-
und Regentenstück.
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die Vorsteher der Gilden und selbst der gewöhnlichsten
Zünfte bis herunter zu den Torfträgern. Wenn zwischen den
ärztlichen Regentenstücken und den Schütterstticken eine innere,
aus der Zeitgeschichte zu begreifende Beziehung zu erkennen
ist, und wenn ebenfalls von den Aerzten zu den Vorstehern
der Krankenhäuser die Brücke nicht schwer zu finden ist, so
lässt sich andrerseits auch ein Uebergang von den Schütter-
stücken zu den stadträthlichen Regentenstücken wahrnehmen,
allerdings ein mehr äusserlicher und zufälliger als innerlicher
und geschichtlicher.
Wichtig in dieser Hinsicht erscheint namentlich ein Ge-
mälde des Jan van Ravesteyn im Gemeinde-Museum des
Haag (N0. 22). Es stellt die Mitglieder des Stadtrathes daselbst
vom Jahr 1636 lebensgross in ganzen Figuren dar, wie sie den
Bauplan des neuen Schiesshauses berathen, zu welchem am
2. Dezember des genannten Jahres durch den jungen Prinzen
Wilhelm von Oranien, .den Sohn des Statthalters Friedrich
Heinrich, der Grundstein gelegt wurde. Das Bild ist auf
Kosten der Dargestellten angefertigt worden, die ohne Zweifel
in dieser die Schützerei betreffenden Sache mit besonderem
Recht die Sitte der Schützen nachahmen zu dürfen meinten, um
so mehr, als sie das Bild für den Speisesaal im neuen Schiess-
hause bestimmt hatten, und es also dort als ein Denkmal der
Gründung des Baues dieses Hauses erschien. Sehr unter-
schieden ist aber das Werk von den Schützenstücken dadurch,
dass an Stelle der anziehenden bunten Trachten hier die ein-
förmige schwarze Kleidung mit weissen Halskragen geschildert
werden musste, und es Ravesteyn trotz seiner grossen Meister-
schaft nicht gelungen ist, die Farbenerscheinung des Gemäldes
zu einer vollkommen harmonischen Stimmung zu entwickeln,
wie das Rembrandt so unübertreiflich verstand und wie er es
in seiner „Anatomie" schon gezeigt hatte; in diesem Betrachte
fällt das Bild ziemlich auseinander.
Einige Werke, welche gleichfalls als ein Uebergang vom
Schützen- zum Regentenstück, als ein Mittelding zwischen
beiden Gattungen von Kunstwerken anzusehen sind, wurden
bereits weiter oben (S. 139j4o) angeführt. Schon das Stück des
Govert Flinck von 1642 ist hier typisch, Die vier Duhl-