148 Zur Geschichte der Schiittcr- und Regentenstüclte.
Meister, an hundert Jahre lang und länger, gemalt worden,
darunter auch eines noch von Rembrandt selbst im Jahre
1656. Doch ist dasselbe verschollen und zwei Zeichnungen,
welche erhalten sind, lassen eine genügende Vorstellung nicht
zu. 1) Die übrigen Stücke spiegeln den Verfall wider, der in der
Kunst und dem nationalen Leben Hollandls Eingang fand und
den wir auch hier noch, weiter unten, besprechen müssen. Doch
dürfte unter den noch nicht erwähnten zwölf Stücken in der
Kunstakademie zu Amsterdam dasjenige des Adriaen Backer
vom Jahre 1670 (N0. 4) noch hervorzuheben sein; der Leich-
nam, welcher mit dem Kopfe nach vorn liegt und verkürzt
gesehen wird, ist wie nach einer Antike gemachtg). Das jüngste
dieser Stücke ist vom Jahre 1758 (N0. 15). Ein noch jüngeres
Stück, im Jahre 1776 von N. Rode gemalt, Endet man im
städtischem Museum des Haag (N0. 45). Es ist ganz unglaub-
lich schwach und entbehrt jeder Beziehung zum Stande der
Dargestellten, indem weder ein Leichnam, noch sonst ein Em-
blem wie etwa ein Todtenkopf oder dergleichen beliebt wurde.
Ich muss endlich aber hier einer schönen Federzeichnung,
in Biester mit etwas Schattenanlage, von unbekannter Hand
im Museum zu Rotterdam gedenken. Sie stellt einen Hörsaal
dar, wo vorn in der Mitte der Leichnam mit dem lehrenden
Professor dargestellt ist; ringsum ist amphitheatralisch die Ver-
sammlung, die aus mindestens hundert Personen besteht, ange-
ordnet. Alle sind mit Hüten bedeckt; nur der Professor ist
barhaupt. Hier scheint es sich nicht um ein Gruppenbildniss
sondern um die bildliche Schilderung der bedeutenden Thätig-
keit eines gefeierten Lehrers zu handeln, und es ist deshalb
um so mehr zu bedauern, dass man keine aufklärenden Nach-
richten über dies merkwürdige Blatt besitzt.
Den Aerzten folgten dann die Vorsteher und Vor-
steherinnen der Krankenhäuser und die Mitglieder
der städtischen Behörden, und daran schlossen sich wieder
1) Eine der Zeichnungen in den erwähnten Aufsätzen von Vos-
maer in Holzschnitt, die andere nur in L'art. Vergl. auch Vosmaerls
„Rernbrandt" 2. Auii. S. 341 u. „Zeitschr. f. bild. Kunst" 1890. S. 159.
2) Abgebildet in L'art. 1877. II. S. III.