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Zur Geschichte der
nütter-
nd Regentenstücke.
Selbstgefühl hier überall im Spiele war, zinfangs ohne Zweifel
ein unbefangenes, zuletzt sicherlich ein bewusstes Selbstgefühl.
Dieser Zug erklärt es, wie leicht die Sitte der Schützenvereine
auch bei anderen Körperschaften, Gilden und Gesellschaften
Nachahmung Hndenffund wie sie endlich ganz und gar in den
Dienst kleinlicher Eitelkeit treten konnte. Diese Nachahmung
ist es, welche die
Regentenstücke
ins Leben gerufen hat.
Den Vortritt hierbei hat die Gilde der Aerzte.
Der neue Aufschwung, den die anatomische Wissenschaft
gegen die Mitte des sechszehnten Jahrhunderts genommen
hatte, und die grosse Bedeutung, welche die hierdurch ge-
hobene Wundarztenkunst später in den vielen Kriegen erlangte,
führten zu ständigen Einrichtungen, wo ältere und jüngere
Aerzte, NYundärzte und Gehülfen durch Zerlegung des Leich-
names über den Bau des menschlichen Körpers tinterrichtet
wurden. Bleyswijclt hebt ausdrücklich hervor, dass „bei dem
Kriege nichts nöthiger sei als die Schule der Heilkunst, der
auf unzählige Weise und durch alle erdenklichen Mittel viel
Werk bereitet wird") S0 blühten die anatomischen An-
stalten, welche in Holland, namentlich zu Amsterdam, Ley-
den und Delft errichtet wurden, schnell auf, und es muss sich
ihrer ein ähnliches Gefühl nationalen Stolzes bemächtigt haben,
wie der Schutzengilden, denn auch sie erwarben sich ja, wenn
auch nur mittelbar, um die Befreiung ihres Landes wichtige
und edle Verdienste. S0 sehen wir sie auch dem Vorbilde
der Schützenduhlen, in deren Beziehung zur Kunst, folgen.
Diese anatomischen Anstalten hatten zünftige Einrich-
tungen. An ihrer Spitze stand ein Professor und einige
Aerzte als Gehülfen desselben, welche, wie iZeesen sagt, „dic
Wundärzte in der Heilkunst" und „die Lehrlinge der Ent-
gliederkuitst durch etliche Stunden und Tage unterwiesen")
Die Anordnung der Gebäude entsprach im wesentlichen unsern
S. 572.
S. x01
Beschrijv. d. stadt Delft etc.
Beschreib. v. Amsterdam etc.
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