Rembl
ndfs XV
nchta
137
einandersetzend; rechts und links von der Mittelgruppe hat
der Maler im Vordergrunde einen freien Raum gelassen, an
den weiter sich Schützen, Trommler, Fahnenträger schliessen,
deren Masse sich im Mittel- und Hintergründe berührt. Alle
sind aus einer grossen Thoröffnung herausgetreten und
schreiten eine Stufe herunter. Da ist Leben, läewegung und
Handlung im Ganzen und Einzelnen, überall im Bilde, Wohin
das Auge blickt; aber freilich hat diese dramatische Entwick-
lung keinen tragischen oder heroischen Charakter, sondern
einen natürlichen gattungshaften, wie das eben im Wesen
der holländischen Malerei liegt. Dazu kommt nun die wunder-
bare Behandlungsweise, deren Licht, Schatten und Helldunkel,
deren Ton und Farbe mit Worten nicht zu beschreiben sind,
und wie sie in dieser Art kein anderer Künstler je so beherrscht
hat, um diesem Werke eine der ersten Stellen unter allen
holländischen Gemälden, die erste unter allen Schütterstücken
atnzuweisen.
Das grosse Beispiel, das Rembrandt in seinem „Wacht-
aufzuge" hingestellt hatte, um die Schüttefstücke auf eine
höhere Stufe der Kunst zu erheben, hat so gut wie gar keine
Nachahmung gefunden ein sprechendes Anzeichen von der
Thatsache, dass trotz so vieler ausserordentlicher Vorzüge die
holländische Malerei im allgemeinen nur über ein geringes
Maass schöpferischer Erlindungskraft, entsprechend dem auf
die Wirklichkeit der Dinge gerichteten Geiste der Nation, ver-
fügte. Diesen Mangel, sowie dessen Grund und Folge hatte
Hoogstraetem) schon sehr richtig erkannt. Er tadelte, dass
„aut den Gemälden in den Schüttersduhlen die Bildnisse in
Reihen neben einander gestellt seien, wie man deren nur all-
zuviel sehen kann," aber er musste doch, indem er von Rem-
brandts "Wachtaufzug" spricht, zugeben, dass eine höhere
Auffassung des Gegenstandes, wie sie hier durchgeführt ist, nur
ein geringeres Verständniss finden konnte. Denn der eigent-
liche Zweck, weswegen die Schützenstticke bestellt wurden,
waren die „besonderen Bildnisse," aber nicht das Kunstwerk
als solches, und Rembrandt hatte „mehr Werks von dem
Inleyding etc.