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Gesch
Schütter
ichte der
und Regentenstü
Tafelrunde, in welche der Beschauer von oben hineiitsieht, so
dass die vorderen ihm also den Rücken zukehren. Die An-
ordnung ist eine sehr gedrängte, und die Handlung des Essens
tritt auch hier derart zurück, dass man deutlich erkennt, die
gemeinsame Darstellung der hier vereinigten Personen sei der
eigentliche Zweck des Bildes, die Mahlzeit aber nur der Anlass,
wo diese Vereinigung stattfand. Man kann meinen, das Essen
sei in der Hauptsache beendet, und die Schützen blieben noch
bei Tafel in der Unterhaltung, wie das zu geschehen pflegt";
der Eine und der Andere trinken, diese Zwei drücken sich
feierlich die Hände, Jener hält die Fahne. Das Ganze ist
durchaus lebendig und in der Auffassung wesentlich neu.
Man muss es als ein Grund-legendes Werk ansehen.
Dabei drängt sich umsomehr die Frage auf, wie man über-
haupt dazu gekommen sein mag, die Schützen bei Tafel
abzuschildern. Wir haben oben die Bedeutung dieser Mahl-
zeiten berührt. Sie waren die festlichsten Stunden der Gilden
im ganzen Jahre und man begreift deshalb wohl, dass gerade
sie bei dem stark ausgesprochenen bestimmten Sinn der Hol-
länder für die Wirklichkeit, als Gegenstand einer künstlerischen
Verherrlichung, als Einkleidung einer Abschilderung der
Schützen gewählt werden konnten. Diese Wahl entspricht zu-
dem auch so recht der holländischen Vorliebe für solche
Festlichkeiten überhaupt und der künstlerischen Neigung für
das Gattungshafte und Zufällige, welche der gesammten Kunst
Hollands eigen ist. Erinnert man sich aber nun noch an die
Schicksale Haarlenfs, an die furchtbare Belagerung und
grausame Ueberwältigung der Stadt durch die Spanier, wie an
die Befreiung derselben durch Wilhelm von Oranien, welche
letztere im Jahre 1577 stattfand, so wird man begreiflich finden,
dass die waffenfähigen Bürger, die so tapfer und ausdauernd
sich erwiesen hatten, ihr Haupt mit einem gewissen Stolze
erhoben, und dass die Schützengilde, die an der Spitze derselben
stand, diess mit besonderem Nachdrucke that. Das Unglück
tiähert die Menschen, und ist es vorüber, so geben sie dieser
Annäherung doch gern noch einen Ausdruck. Ein solches
Gefühl mag bei den Schützen in Haarlem recht lebhaft gewesen
sein, aber es ist bezeichnend, wie es sich geäussert hat. Nicht