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Geschichte der Schütter-
Zur
und Regentex
icke.
vertheidigungsmacht des Königreichs der Niederlande ange-
sehen, von andrer aber nur sehr gering geschätzt wird.
Während der Zeit ihrer Blüthe traten die Schützengildeit
zu der national sich entfaltenden Kunst Hollands in ein nahes
und sehr bedeutsames Verhältniss, dem wir die sogenannten
Schützenstücke oder Schuttersstukken verdanken. Unter
diesen Schütterstücken versteht man Gemälde, welche eine
grössere oder geringere Zahl Schützen darstellen. Dieselben
heissen auch wohl Duhlenstücke. Wir wollen versuchen auf
die Geschichte dieser Kunstwerke hier etwas näher einzugehen.
Dabei werden wir uns ganz vorzugsweise an die noch vor-
handenen Denkmäler halten. Untergegangene oder verschollene
YVerke, wenn uns auch Nachrichten von ihnen überkommen
sind, lassen wir hier soviel als irgend möglich unberücksichtigt.
Man hat im allgemeinen bisher die häufige Anfertigung
der Schütterstücke in jener Zeit als Thatsache einfach ange-
nommen, und diese wieder auf eine damals in Holland herr-
schende Sitte und Gewohnheit zurückgeführt. Aber Erschei-
nungen dieser Art pflegen nicht plötzlich wie vom Himmel
herunter zu fallen, sondern sie pflegen mit älteren verwandten
Erscheinungen geschichtlich zusammenzuhängen und sich,
wenigstens zum Theil, aus denselben zu erklären. lst diess
hier der Fall?
Ehe wir auf diese Frage eingehen, sei es gestattet, ein
Denkmal zu erwähnen, welches jedenfalls das älteste aller
Schütterstücke ist. Es befindet sich im Museum zu Antwerpen
unter der N0. 529, und gehört der ausgehenden Eycläschen
Schule und, wie es scheint, dem Jahre 1493 an. Es stellt im
Garten des Duhlhofes ein grosses Fest dar, zu dem die
Schützen zahlreich mit ihren Frauen erschienen sind und bei
dem auch die zwei Gildenarren nicht fehlen: ein reich belebtes
Ganze und eine Auffassung, zu der man niemals wieder
zurückgekehrt ist. Auf diesem Boden also haben sich die
späteren Schütterstücke nicht entwickelt. Man muss andere
Beziehungen aufsuchen.
Jedermann kennt die Sitte des Mittelalters auf Altarbildern,
welche ein Einzelner, ein Ehepaar, eine Familie, eine Ge-
nossenschaft gestiftet hatte, die Bildnisse der Stifter selbst, meist