Volltext: Abhandlungen und Forschungen zur niederländischen Kunstgeschichte (Bd.1)

Kennersch aft. 
merken. Die Aeusserungen der einzelnen künstlerischen lndi- 
vidualitäten in ihrer Art und die verschiedenen Behandlungs- 
arten eines und desselben Meisters führten zu einer Menge 
von Zufälligkeiten und Besonderheiten, die nicht von Jedem 
Ohne Weiteres zu verstehen und zu übersehen sind. 
Es war hier schon von Anfang an Gelegenheit zu einer 
Art von Studium geboten, Welches ein feines Auge und ein 
gutes Gedächtniss verlangte, welches bei fortwährender Be- 
schäftigung mit dem Gegenstande auch das Auge sehr sicher 
machte und zu einer Menge von Einzelkenntnissen verhalf, so 
dass es dann endlich zu einer Kennerschaft führte, die eine 
Art von Staunen und Bewunderung erregen konnte. S0 
schmeichelte also der Besitz von solchen Kunstwerken von 
selbst der Eitelkeit des Besitzers in hohem Grade. Die 
Einseitigkeit, welche in dieser Kennerschaft lag, ahnte derselbe 
nicht, und wenn er sie empfand, hatte er keinen Grund sie 
Zu verheimlichen. Denn er war jaso glücklich, diese Kunst- 
werke sein Eigenthum zu nennen, die in seinen vier Wänden 
nur für ihn da Waren, die einen Gegenstand seiner persön- 
lichen Liebhaberei und Freude ausmachten. Was hatte er für 
einen Anlass,  wenn derselbe überhaupt in der Zeit gelegen 
ltätte,  nach tieferen geschichtlichen und wissenschaftlichen 
Beziehungen zu forschen? 
_Anders ist es heute, wo wir auf einem andern Boden der 
Erkenntniss stehen, und wo jene Denkmäler aus dem Hause, 
das ihre Heimath War, hervorgezogen und massenweise in den 
Gallerien vereinigt sind,  heute erscheint die blosse Kenner- 
schaft, so gross und sicher diese auch sein mag, doch als 
gänzlich ungenügend und mangelhaft, sie geht nur in die 
Breite, aber nicht in die Tiefe. Trotzdem theilen die eigent- 
llchen besonderen Kenner der holländischen Malerei in unseren 
Tagen noch ganz jenen alten Standpunkt. Sie sind einseitig 
und ausschliesslich, und kennen Nichts, was ausserhalb des 
Feldes ihrer Kennerschaft liegt. Gerathen sie über diese 
Grenzen hinaus, so bewegen sie sich ohne Verständniss und 
Zelgßn ihre Blösse. Das bezeichnendste Widerspiel dieses alten 
Standpunktes ist jedenfalls W. Bürger. Er der so tüchtig 
und verdienstvoll auf seinem engeren und eigentlichen Gebiete 
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