Volltext: Abhandlungen und Forschungen zur niederländischen Kunstgeschichte (Bd.1)

Natur und Geschichte der holländischen Kunst. 
Zur 
man einmal einem Bilde begegnet, das einen überseeischen 
Gegenstand darstellt, wie es z. B. die Ansicht der Festung 
Jakatra auf Java von H.l Beeckman im Museum zu Amsterdam 
thut (N0, 16). Die Malerei aber sorgte in der ausgezeichnetsten 
Weise für die Befriedigung der Neigungen und Wünsche der 
Reichen, indem sie im Allgemeinen nur Bilder geringeren 
Umfanges, die als Schmuck der Zimmer dienen konnten, machte. 
Damit gäb sie den ohnehin nie sehr bedeutenden Zusammen- 
hang zwischen ihren Werken und dem öffentlichen Leben der 
Nation fast ganz auf. Das war ja in Athen so unvergleichlich, 
das war ja in Florenz so herrlich  und wir sehen es da 
noch heute in aller Herrlichkeit,  dass die Kunst das ganze 
Volk in allen seinen Schichten umschloss, dass ihre Werke 
überall waren, wo das Volk war, dass sie öffentlich dastanden 
in Kirchen und auf Plätzen, in Hallen und auf Märkten. 
Niemals ist in Holland nach dieser Richtung ein Versuch 
gemacht worden, niemals ist an die Monumentalmalerei gedacht 
worden. Der Mangel eines grossen öffentlichen Lebens spiegelt 
sich hier. Und andrerseits spricht sich die Gewohnheit, im 
Hause zu leben, ebenso bestimmt aus. So geschah es, dass 
nur der Vermögende sein Haus mit Gemälden schmücken 
konnte, und so arbeitete die Kunst nicht für das Volk in allen 
seinen Schichten, nicht für Jeden, der ihre Werke sucht, sondern 
nur für die Reichen. Dies that sie aber mit vieler Freiheit 
und mit einem wunderbaren Geschick. 
Sie stattete vor Allem ihre Arbeiten, ohne ihnen einen an 
sich bedeutenden Inhalt zu geben, mit den seltensten Vorzügen 
der Darstellung aus. Solche Kunstwerke reizen das Auge, 
und, ohne eine besondere geistige Anstrengung zu erfordern, 
unterhalten sie doch in geistreicher Art oder regen das Ge- 
müth stimmungsvoll an; ähnlich wie die Blumen, für die der 
Holländer eine so entschiedene Liebhaberei hegt, spielend 
unterhalten und sinnig anregen. Dazu kommt nun die ver- 
schiedene Art der verschiedenen Meister und derselben Meister 
zu verschiedenen Zeiten. Eine grosse Mannigfaltigkeit in der 
Auffassung des Lebens, der Wirklichkeit und der Natur nach 
allen Seiten und Richtungen, in Verbindung mit einer sehr 
mannigfaltigen Wiedergabe des Gesehenen ist überall zu be-
	        
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