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Nut:
Zur
und Geschichte der
ländiscl
1en Kunst.
Nicht wenige von diesen Meistern der zur Vollendung
gelangten Landschafts- und Seemalerei gingen, in der Absicht
ihrem Werke die höchste koloristische Vollkommenheit zu ver-
leihen, darauf aus, alle ihre Farbentöne in Haltung zu setzen
zu einem Grundton, auf dem die Stimmung beruht, ähnlich
wie es im sechszehnten und schon im fünfzehnten Jahrhundert
die venezianischen Maler gethan haben. Die hauptsächlichsten
dieser Grundtöne sind braun, grün, golden und silbern. Den
braunen Grundton liebte, wie schon bemerkt, Poelenburg
und seine Nachfolger, den grünen findet man bei Ruisdael
und seiner Schule ausgebildet, der Goldton kommt in Rem-
brandts Landschaften und dann bei Both und vielen Andern
sehr glücklich angewendet vor. Den Silberton aber mag wohl
Niemand glücklicher beherrscht haben, als es Wouwermann
that, wie namentlich einige seiner Meisterwerke in Dresden
darthun; doch wendete er ebenfalls [mit Erfolg den Goldton an.
Eines Künstlers muss ich hier noch gedenken, der mit.
seiner heimathlichen Weide- und Waldlandschaft eng zusam-
menhängt, Paul Potter, der nur 29 Jahre erreichte, aber
kraft seines ausserordentlichen Talentes Grosses leistete. Seine
Hauptstärke zeigt sich bekanntlich in den W eidestticken, wo
er Rinder undandere Thiere mit Hirten und Hunden in ihrer
landschaftlichen Umgebung dargestellt hat. Dabei liegt das
künstlerische Schwergewicht fast immer auf den Thieren, be-
sonders den Rindern, während die Landschaft als solche
zurücktritt und die menschlichen Figuren in Auffassung. Zeich-
nung und Ausdruck oft nur mangelhaft und bisweilen sogar
recht missgestaltet sind. Als Beispiele in letzterer Hinsicht
führe ich das Münchener Bild von 1640 (N0. 1103) mit den
unförmig grossen Köpfen und dem lächerlich ungestalteten
Kinderkopfe an, sowie auch das „Weidebild" im Buckingham-
Palaste zu London (N0. 14) und das kleine Stück von 1053 in
der Arembergschen Sammlung zu Brüssel (N0. 50).
Die berühmtesten seiner Werke dürften die zu Kassel,
Petersburg, im Buckingham-Palast zu London und im Haag
sein. Verweilen wir einen Augenblick bei dem letzteren,
des Verfassers
Vergl.
"Italienische
Blätter".
8011.