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Zur Natur
und Gescl
lte der
ländischen Kunst
um so bewunderungswerther ist bei solcher Einschränkung
die Auffassung, Beobachtung und EmpHndung dieser Meister,
die aus dem Einen Quell schöpften und doch so mannigfaltige
reiche Gaben bieten. Wir wollen hier nur einige der Haupt-
richtungen bezeichnen, die man bei den hervorragendsten
Künstlern beobachtet.
Seinem Alter nach dürfte hier Albert Cuyp den Vortritt
beanspruchen. Nirgends kann man Cuyp besser kennen lernen,
als in London, wo in den verschiedenen Sammlungen
mindestens an fünfzig Bilder von ihm, in verschiedenen Grössen
und aus verschiedenen Zeiten, sich befinden. Die schönsten
derselben zeichnen sich durch eine sonnig-glänzende Klarheit,
besonders der Fernen und durch eine glückliche Anwendung
wirkungsvoller Farbengegensätze aus, durch die völligste
Rundung in allem Einzelnen und die vtorzüglichste Treue im
Fell der häufig angebrachten Thiere, besonders der Pferde
und Rinder, durch eine grosse Sicherheit in der Erfassung der
menschlichen Charaktere und eine einheitliche poetische
Stimmung des Ganzen.
Neben Ruisdael und dessen vielen ausgezeichneten Nach-
folgern, C. Dekker, A. van Croos, C. du Bois, Verboom,
Jan Looten und Andern, steht als Genosse und zum Theil
als ein gewisser Gegensatz, mehr für sich allein M. H ob bema.
Während bei Ruisdael fast immer die lyrische oder elegische
Stimmung ganz einheitlich herrschen, zeigt sich bei Hobbema,
der über eine grosse dichterische Kraft verfügt, nicht selten
ein gewisses dramatisches und bisweilen selbst ein leidenschaft-
liches Leben. Dazu besitzt Hobbema eine ausserordentliche
Leichtigkeit des Machwerks. Verlaufende Formen und gelb-
liche Töne stehen bei ihm den bestimmten Umrissen und
grünlichen Tönen RuisdaePs gegenüber; auch sind die Gegen-
sätze von Licht und Schatten bei ihm viel entschiedener als bei
diesem. Dass aber auch ein so gewandter und empfindungs-
reicher Künstler einen Missgriff machen konnte, haben wir
weiter oben (S. 78.) an einem Beispiel erläutert.
Diesen beiden Häuptern der holländischen Landschafts-
malerei wird man auch einige Maler noch beigesellen dürfen,
die bei Innehaltung der allgemeinen Richtung doch eine selb-