Natur und Geschichte der
men Kunst.
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Unbedeutendheit des Gegenstandes. Ich führe als Beispiel ein
Gemälde des Albert Cuyp im Haager Museum an (N0. all.
Da sitzt Mijnheer de Roovere zu Pferde, er selbst von vorn
gesehen und guckt zum Bilde heraus den Beschauer an.
Neben ihm steht ein Fischer, der ihm einen Lachs hinhält, auf
welchen er mit der Reitgerte zeigt. Aber sein Gesicht weiss
von diesem Fisch und diesem Fischer garnichts. es ladet den
Beschauer ein, diesen zusammenhangslosen Vorgang zu be-
trachten und zugleich den Kanal und das Landhaus von Mijn-
heer anzusehen. Das ist innerlich und gegenständlich kein
wahres und echtes Kunstwerk mehr, sondern eine Zusammen-
stellung von Dingen, die bloss neben einander sind, die mit
einander sachlich und wirklich nichts zu thun haben. Jedoch
selbst ein solcher Gegenstand wird anziehend und bedeutend,
wenn er, wie hier, sprechend. mit dem Aufwande vieler Kunst,
gemalt ist. Noch bezeichnender fast erscheint das Beispiel eines
anderen grossen Bildes derselben Sammlung, der "lesenden
Dame inmitten einer weiten Architektur" von Samuel van
Hoogstraeten (N0. 52). Hier war das Spiel verschieden
einfallender Lichter und der entsprechenden Schatten der
Zweck der Darstellung; sonst ist das Bild leer und zusammen-
hangslos.
Man muss in solchen Werken, die den rechten gegen-
ständlichen Zusammenhang, die volle innerliche Wahrheit
verloren haben, die Thatsache erkennen, dass die holländische
Malerei sich hier von dem ihr eigenen festen Boden der
Wirklichkeit entfernt und die Richtung zu einer inneren
Hohlheit eingeschlagen hat, welche nothwendig einen Rück-
schlag zur Folge haben musste. Dieser Rückschlag bestand.
wie ich bereits bemerkte, in einer erneuten Anknüpfung an
den klassischen Vorbildern.
Das Gebiet, wo die holländische Malerei, streng ihren
eigenen Grundsätzen folgend, treu die Wirklichkeit wiedergiebt,
aber zugleich häufig einen hohen Grad dichterischen Gehaltes
erreicht, ist die Landschaftsmalerei. Die Meister solcher
Werke waren die Ersten, welche die eigenthümliche Poesie
der landschaftlichen Natur als solcher, zunächst in ihrer Hei-
math, völlig empfanden und ganz erkannten. Diese Poesie ist