84
STATUEN FÜR DIE NISCHEN etc.
meldet es nur als eine Ueberlieferung, dass sie ein Werk des
Giovanni d' Antonio sei, seine Herausgeber und andere Autoren
bestreiten es geradezu. Uns scheint aber gleichwohl Vieles in
Auffassung und Technik dieser Statue auf Giovanni d' Antonio
hinzuweisen. Der Kopf ist allerdings feiner gearbeitet und be-
lebter, als bei den übrigen Statuen GiovannYs, erinnert aber
gleichwohl an deren Typus; auch der zarte Bartflaum, der die
Wangen und das Kinn der Statue bedeckt, findet sich z. B.
am Evangelisten S. Lucas des Giovanni tfAntonio. Die Gewan-
dung ist mit grosser Sorgfalt ausgeführt, einfach, mässig natura-
listisch, geschmackvoll, wenn auch etwas unenergisch. Der über
der Brust durch eine Agraffe zusamrnengehaltene Bischofsmantel
fällt über den Rücken der Figur zurück; das Haupt cierselben
bedeckt eine Mitra, während sie in den Händen ein Buch und
den. Bischofsstab hält. Auch die Hände erinnern durch das
darin sichtbare Streben nach Naturalismus, der sich aber vom
Conventionellen nicht ganz frei machen, noch zu ganz reiner
Zeichnung erheben. kann, an Giovanni d" Antonids Styl.
Ein sicheres Werk des Letzteren ist dagegen das am
Sockel des Tabernakels beßndliche Marmorrelief, welches uns
S. Aloysius zeigt, der ein besessenes Pferd beschlägt. Eine
weibliche Figur, die dabei steht, ist voller Anmuth und Schön-
heit, ebenso wie die übrigen Figuren, die Vasari's Lob ver-
dienenniu Die innere Wand der Nische ist mit Zangen von
Schwarzem. Marmor auf weissem Grund intarsirt. Im Uebrigen
bietet das Tabernakel nichts Hervorzuhebendes dar und schliesst
sich in der Composition den vorher erwähnten an.
Ganz im Styl und in der Manier der bisher genannten
Werke des Giovanni d' Antonio ist endlich eine halblebens-
grosse Marrnorfigur einer Minerva, welche sich im Treppen-
hause der Biblioteca Marucelliana in Florenz befindet. Der Kopf,-
der sich jetzt darauf befindet, wurde jedoch später aufgesetzt
und möchte den" I7. Jahrhundert angehören.
Ehe wir nun über die weitere Thätigkeit des Giovanni d" An-
tonio bis an sein Lebensende berichten, wollen wir zunächst noch
die Statuen des Donatello und Ghiberti betrachten, die in den Nischen
von Or San Michele aufgestellt sind, sowie überjene Facten, die sich
der Besprechung dieser Werke am naturgemässesten anschliessen.