STATUEN FÜR DIE NISCHEN etc.
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sind im Vergleich zu den früheren Giovanni's gut gearbeitet,
halten aber keinen Vergleich mit denen 130118161103 aüS- Der
bartlose, jugendliche Kopf nlit dem vollen, runden Kinn, dem
saftigen Mund, den grossen, schwärmerischen Augen zeigt da-
gegen ein entschiedenes, unmittelbar frisches und lebendiges
Studium der Antike und gleichzeitig eine frappante Verwandt-
schaft mit Niccolos Engelsköpfen am zweiten nördlichen Dom-
portal. Auch die Hände der Engel daselbst und des Philipp
zeigen grosse Verwandtschaft. Es ist dies ein neuer Beweis für
die grosse Stylverwandtschaft des Giovanni mit Niccolo d'Arezzo,
Welcher allerdings noch geistreicher und graziöser als sein
Schüler geschaffen hat, wie z. B. seine oben besprochene Ver-
kündigung deutlich zeigt. Es möge schliesslich hier Vasari's
Urthcil über diese Statue folgen, das wir sehr treffend finden
und nur bestätigen können. Vasari sagt: „Diese Figur steht
sehr gut da und zeigt Anmuth und Leben im Kopf; das Ge-
wand ist nicht roh und schmiegt sich der Figur überall gut
an." Am Sockel der Statue steht! S. Philippus in Relieflettern.
Besondere Hervorhebung verdient sodann auch die Nische,
in der diese Statue steht. Der Sockel derselben ist mit einem
vorzüglichen Ornamentfries in Relief, Akanthusranken mit Blu-
men und in der Mitte mit einem auf einem Stengel reitenden
nackten Genius von anmuthiger, weicher Bewegung und feiner,
weicher und richtiger Ausführung geschmückt. Dieses Ornament
entspricht im Styl genau denen am Dornportal des Niccolö
d'Arezzo. Seitlich davon sind die Wappen der Zunft. Das
Tabernakel ist nach demselben Schema wie die bisher genannten
gebaut. Die innere Wand ist jedoch nicht mit Mosaik-, sondern
Tafeln von rothem, Weissem und schwarzem Marmor geschmückt.
Jetzt, da die einst bemalten Statuen farblos sind, stört der
bunte Hintergrund einigermassen. Im Giebelfeld ist das empfin-
dungsvolle und gut drapirte Brustbild Christi mit Buch und
Weltkugel in den Händen und seitwärts geneigtem Haupte. Von be-
sonderer Schönheit sind auch die durchbrochenemAkantbusranken
mit Blumen, welche statt der Krabben den Giebel einfassenj"
Wieder freier im Styl erscheint die Statue des Santo Lo
(S. Aloysius), welche in der Nische der Hufschmiede, der
zweiten auf der Südseite von Or San Michele, steht. Vasari