STATUEN FÜR m1:
NISCHEN elc.
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müht ist, ein Capitäl auszumesseti, sehen wir einen Vierten
an einer nackten Knabenfigur meisseln. Seitlich befinden sich
die Wappen der Zunft mit einigen Ornamenten.
In derNische unmittelbar links neben der eben besprochenen
befindet sich der S. Philipp des Giovanni d" Antonio, welcher
gegenüber den zuletzt besprochenen Figuren wiederum einen
bedeutenden Fortschritt des Künstlers kennzeichnet. Er führte
dieselbe im Auftrage der Schuhmacherzun fi: aus.
Vasari erzählt, Donatello habe zuerst den Auftrag zu dieser
Statue erhalten; als aber der von ihm geforderte Preis den
Schuhmachern zu hoch schien, übertrugen sie die Arbeit dem
Nanni d" Antonio di Banco, welcher erklärte, mit dem Lohn
_zufrieden seinzu wollen, den sie ihm geben würden. Als er aber
fertig war, verlangte er mehr dafür, als Donatello verlangt hatte.
Beide Theile, die Schuster und Giovanni, wählten hierauf D o n a
tello zum Schiedsrichter über den Werth der Statue, Gio-
fvanni vermuthlich, weil er mit Donatello befreundet war und seine
ß-Neidlosigkeit kannte, die Schuster in der Hoffnung, aus verletzter
Eitelkeit werde Donatello das Werk seines Concurrenten recht
niedrig schätzen. Aber sie hatten sich in Donatello verrechnet
und den Schalk in ihm nicht in Betracht gezogen, der sich
freute, wenn er Krärnerseelen, welche ein Kunstwerk nach der
Elle und dem Rohmaterial taxiren, strafen konnte. Wie gross
mag das Erstaunen und die Entrüstung der gefoppten Schuster
gewesen sein, als er für Nanni's Werk abermals einen nöheren
Preis bestimmte, als dieser ihn gefordert hatte. Als die Schuster
sein Urthei] nicht anerkennen wollten, da nicht nur er selbst
früher, sondern auch Nanni einen geringeren Preis dafür ge-
fordert habe, als er ihn jetzt angebe, und sie ihm schmeichelnd
noch bemerkten, dass er selbst, wie sie ja wohl wüssten, die
Statue besser gemacht haben würde, erwiderte Donatello lachend:
"Dieser gute Mann ist in der Kunst nicht so tüchtig, wie ich,
und muss sich bei der Arbeit folglich viel mehr quälen; Ihr
müsset also, um ihn zufriedenzustellen, wenn, Ihr billige Männer
sein wollt, wie ich voraussctze", ihm die Zeit bezahlen, die er
dabei verbraucht hat." Eine trefflich sarkastische Antwort ge-
rade für Diejenigen, welche glauben, Arbeit istArbeit, und die
Kunst, eine gute Statue herzustellen, verdiene keinen höheren
Qucllenschriften f. Kunstgeschichte IX. 6