Volltext: Donatello, seine Zeit und Schule

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STATUEN FÜR DIE NISCHEN m. 
eine Mischung von Studien nach der Antike und einer Nach- 
ahmung des Donatelldschen Styls. Formell stehen diese 
Köpfe der Antike näher als die des Donatello, geistig jedoch 
ferner. Antikisirend sind besonders die Haare, WO die spät- 
römische, von Donatello meist vermiedene Bohrtechnik ange- 
wendet ist. 
Vasari knüpft folgende Anekdote an diese Statuengruppe: 
Als Giovanni d" Antonio di Banco sie vollendet hatte, gingen 
kaum drei Figuren in die Nische, weil er einigen die Arme 
geöffnet hatte; verlegen und unzufrieden hat er Donato, er 
möchte mit seinem Rathe sein Pech und Ungeschick wieder 
gut machen. Donatello erwiderte lächelnd: „Wenn Du mir und 
allen meinen Gehilfen eine Mahlzeit versprichst, nehme ich es 
auf mich, die Heiligen ohne Mühe in die Nische zu bringen." 
Dies versprach Giovanni gern.   . Donatello brach hierauf mit 
seinen Gehilfen hier Schultern, dort Arme ab und rückte sie 
so zusammen, und auf der Schulter der einen Figur liess er 
eine Hand sichtbar werden etc. 
Zwar ist diese Anekdote unbegründet, da die Statuen in 
keiner Weise verstümmelt sind und auch ganz gut zusammen- 
stehen, allein jedenfalls deutet sie auf ein Verhältniss der Ueber- 
legenlueit und der Beeinflussung des Donatello auf Giovanni hinfs 
Die Nische ist jedenfalls für mehrere Figuren berechnet 
und desshalb tiefer und breiter gebaut als die übrigen. Auch 
sie zeigt einen Sockel, auf dem sich eckige Seitenpilaster er-. 
heben und das spitzbogig ausgeschnittene, mit einem Spitz- 
giebel bekrönte Gewölbedach tragen. Das Giebelfeld ist mit 
Rosetten und Blumen von weissem Marmor, auf hellblauen] 
Glasgrund, sowie mit einem Christusbild (aus späterer Zeit) 
in der Mitte geschmückt. Seitlich an den Pilastern, innerhalb 
der Nische, sind herabfallende Vorhänge in Marmor dargestellt. 
Der Sockel ist mit einem Figurenrelief ebenfalls von Giovanni 
d" Antonio geschmückt, welches das Innere einer Bildhauer- 
Werkstätte damaliger Zeit in anschaulicher Weise gibt und uns 
vielleicht Portraits von Bildhauern verführt. Wir sehen hier die 
Vielseitigkeit der damaligen Steinhauer. Während ein Geselle 
mit Mauern beschäftigt ist, ein Anderer an einer gewundenen 
Säule arbeitet, ein Dritter, ein alter, bärtiger Mann, sich be-
	        
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