STATUEN FÜR m1: NISCHEN etc.
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Heiligenfiguren in Fresco oder in Sculptur auszuführen seien.
Ebenso wurden die Zünfte unter Androhung von Bussen zur
Ausmalung der inneren Wände der Capelle genöthigt. Im
Jahre 1406, am 23. April, wird der Beschluss erneuert, dass
die Zünfte binnen zehn Jahren ihre betreffenden Pfeiler mit den
Statuen ihrer Schutzheiligen in Nischen zu schmücken haben.
Mittlerweile kam auch die Schliessung der Bögen im
Jahre 1413 zum Abschluss, sowie die Herstellung der Glas-
fenster, an denen man seit 1380 arbeitete, bis 1412 der Deutsche
Niccolo di Piero die letzte Hand daran legtefä
Niccolo d' Arezzo tritt bei den Arbeiten für diese Kirche
bereits vor seinen Schülern Giovanni d' Antonio di Banco
und Donatello in den Hintergrund. Gleichwohl ist auch er
nicht ganz unbetheiligt gewesen. Von ihm sind die reizenden
zwei Statuetten auf dem Tabernakel des S. Matthäus von Ghi-
berti, die allerdings erst etwa vom Jahre 1420 sein mögen, der
Zeit, da Ghiberti den Tabernakel sammt der darin befindlichen
Statue herstellte. Sie stellen die Verkündigung des Engels
Gabriel an Maria dar. Sie verrathen das bedeutende Studium
der Antike, dem Niecolo d' Arezzo sich hingab und wozu er
die erste mächtige Anregung in's 15. Jahrhundert gebracht
hatte. Und zwar ist es ein empfundenes Studium der antiken
Grazie, Lieblichkeit und Schönheit in der Anordnung, was wir
in diesen Statuen vertreten Enden. Zugleich tritt das Streben
nach originellen, belebten und ausdrucksvollen Stellungen
darin hervor, welches Donatello dann so genial weiter ausbildete.
Beide Figuren sind stehend, aber nicht in der gewohnten
pisanischen Weise, mit der auf Maria losschreitenden Bewegung
des Engels; sondern, dem Zweck als Bekrönuiug eines Taber-
nakels entsprechend, in möglichst selbstständiger und geradeaus
emporstrebender Haltung, ohne dass doch der Rapport zwischen
ihnen gestört erschiene. Beide Figuren sind mit einem Chiton
bekleidet, über den ein vor dem Halse zusammengehefteter
Mantel in malerischen, im Detail der Natur nachgeahmten, im
Gesammtwurf antike und mittelalterliche Tendenzen vereini-
genden Falten gelegt ist. Maria schaut entzückt zum Himmel
empor und presst mit der Linken in zierlicher Wendung be-
geistert die Hand an die Brust, während die Rechte wunder-