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BERNARDO DI PIERO CIUFFAGNI.
eigenthümlich gewundene Haltung der länglich gebildeten Hand
gemein, die auch noch späterhin sowohl in D0natello's wie in
Ghibertfs Werken, obwohl bei Jedem in eigener Weise, nachklingt.
Im Jahre 14.15 wurden diese vier Statuen an ihren Stand-
orten, in den vier Nischen seitlich vom Hauptportal, aufgestellt.
BERNARDO
DI
PIERO
CIUFFAGNI.
Wir hatten schon Wiederholt Gelegenheit, eines Bildhauers
Bernardo di Piero Ciuffagni Erwähnung zu thun. Da er nun
wegen seiner geringen Begabung nur wenig auf die Styl-Ent-
Wicklung der Sculpttlr des 15. Jahrhunderts einwirkte, ander-
seits er aber doch aus derselben Wurzel hervorging, wie
Donatello, Nanni d" Antonio di Banco und Andere, und
sich bemühte, der jeweilig herrschenden Richtung mühsam
nachzuhinken, so gedenken wir gleich hier zusammenzustellen,
was wir über sein späteres Leben und Schaffen noch wissen,
um im weiteren Verlaufe unserer Darstellung der Pflicht ent-
hoben zu sein, auf sein unbedeutendesWirken zurückzukommen.
Bernardo, Sohn des Piero Bartolomeo de' Ciuf-
fagni, ward im Bezirk S. Frediano im Jahre 1381 geboren,
war demnach noch um fünf Jahre älter als Donatello. Auch er
begann seine Laufbahn als Goldschmied, was daraus hervor-
geht, dass er, wie wir sahen, im Jahre 1403 und später
wieder, 1407, zu den Mitarbeitern des Ghiberti an dessen erster
Broncethüre gehörte, sowie dass er in einem Contracte, den er
14.29 mit der Domopera schloss, aurifex genannt wird. Und
erst im nämlichen Jahre wurde er in der Zunft der Steinhauer
immatriculirt. Daraus, dass er unter Ghiberti arbeitete, erklärt
sich vielleicht auch seine Stylverwaildtschaft mit diesem, die
wir an seiner Statue des Evangelisten Matthäus wahrnehmen,
wenn nicht Beide ihren alterthümlichen Styl der Gewanduug
der gleichen Quelle, d. h. der Goldschmiedschule des 14. Jahr-
hunderts, entnommen haben. Den Auftrag zu eben genannter
Statue erhielt er im Mai 1409 gegen Garantie seines Vaters
und des Schwertfegers Bardini.
Im nämlichen Jahre stellt er noch eine Prophetenligur,