Volltext: Donatello, seine Zeit und Schule

EIC. 
HERSTELLUNG V ON VIER EVANGELlSTEN-FIGUREN 
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gehaltenes Feuer, eine selbstbewusste Bescheidenheit, eine über- 
legene Leutseligkeit und Menschenliebe auszudrücken. Es liegt 
eine gebieterische Feinheit darin, die an eine spätere Statue 
von ihm, den marmornen S. Giovanni Batista in den Ufflzien, 
ganz besonders erinnert. Das Gewand zeigt das meiste Studium 
nach der Natur unter diesen vier Statuen, zugleich aber auch 
jene schönen, grossen Linien, die Donatello eigen waren, die 
sich aber wohl unterscheiden von den äusserlich componirten, 
manirirten Schönheitslinien des Trecento, von denen auch noch 
Ghiberti befangen blieb. Donatellds durch alles Detail und 
Wechsel durchgehende grosse Linien hüllen sich bescheiden in 
das Gewand des Realismus, als dessen Structurgesetze sie gleich- 
sam nur durchschimmern. Kräftige Schatten zwischen Armen 
und Büste, sowie auf dem Schooss und längs der in Gewand 
verhüllten Beine gliedern diese energische, fast herausfordernd 
sitzende Gestalt auf das Vortheilhafteste. Und auch dies sollte 
stets ein Vorzug D0natello's sein, trotz des reichsten Gewandes 
und Faltenwurfes durch passend angebrachte Falten und, mit 
vielem Gefühl an das darunter liegende Nackte angeschmiegte, 
Gewandfiächen die Bewegung klar durchschimmern zu lassen. 
Gewiss eine Aufgabe echten plastischen Styles! Mit der Linken 
stützt er das Evangelium auf den Schooss, die Rechte stemmt 
sich auf die Hüfte. Donatello war bis zum Jahre 1415 an dieser 
Statue beschäftigt und erhielt dafür den anständigen Preis von 
x50 Goldgulden. 
Von den beiden übrigen Statuen stehen wir nicht an, die- 
jenige der zweiten Capelle links als den S. Lucas des Nanni 
d" Antonio di Banco zu bezeichnen; sie steht im Styl der 
des Niccolo am nächsten und zeigt im Gewand eine Annähe- 
rung an den Realismus des Donatello. Der Kopf dieser Statue 
zeigt einen sanften, ja süsslichen Ausdruck; doch sind die Züge, 
sowie das Haar noch etwas starr behandelt. 
Es bleibt noch die Figur der ersten Capelle links übrig, 
in welcher wir demnach den S. Matthäus des Bernardo di 
Piero Ciuffagni zu erkennen haben. Der Kopf ist hier noch 
streng, der Hatternde Bart und das Gewand sind noch im alter- 
thümlichen, ideal-manirirten Styl eines Andrea Pisano gehalten. 
Auch diese Figur hat übrigens mit den übrigen Figuren die
	        
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